Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Telouet

Sitz des mächtigen Glaoui - Paschas

Telouet war der Stammsitz des legendären Paschas von Marrakech, der in der weitverzweigten Kasbah Dar Glaoui residierte. Vor dem Bau der Passstraße über den Tizi-n-Tichka verlief dort die Karawanenstraße nach Timbuktu, den Glaoua musste Zoll gezahlt werden.
Die Kasbah ist leider sehr verfallen, da zunächst Beschlagnahme durch den Staat, dann Erbstreitigkeiten unter den Söhnen des Glaoui hier wie auch in den meisten anderen Glaoui-Kasbahs eine Nutzung und Renovierung für ein halbes Jahrhundert verhindern. Erst in den letzten Jahren wird sie restauriert. Weißstörche nisten malerisch auf den Türmen. Sehenswert und gut erhalten sind die mit Mosaiken und Schnitzereien prunkvoll ausgestatteten Privatgemächer, das kostbare Inventar wurde dagegen in die königlichen Residenzen gebracht.
Telouet ist ein sehr sympathisches Dorf, das noch seine Ursprünglichkeit bewahrt hat und nicht von Luxusherbergen im Besitz von Europäern dominiert wird. Im Zentrum ist der Donnerstags-Souk, der die Bewohner der umliegenden Dörfer mit dem lebensnotwendigen versorgt. Dort sind auch einige Restaurants und Geschäfte. Man kann gleich hier parken, man kann jedoch auch bis zum Tor der Kasbah weiterfahren. Am interessantesten ist es allerdings gleich hier zu parken. Mohammed aus dem Maison Tuareg wird in der Regel sofort auf die Touristen zukommen, er spricht gut deutsch. Etwas weiter ist sein Restaurant Palace de Telouet, auch das eine gute, bewachte Parkmöglichkeit. Nicht, dass in dem ruhigen Telouet eine Bewachung nötig wäre.
Ein Weg, der gegenüber dem Soukplatz beginnt, führt durch das noch immer von den Nachfahren der einstigen Negersklaven des Glaoui bewohnten Dorfes hinunter zum Fluss, dort war einst die Mellah mit den zur Kasbah gewandten Läden der jüdischen Händler, zu denen winzige Türen führen. Die Läden sind nicht mehr in Betrieb, die Juden abgewandert, aber diese Stelle ist ein Schatz für jeden Fotografen. Die Kasbahanlage beginnt gleich dahinter. Für die Führung ist ein Preis "comme vous voulez" zu zahlen, 10 DH sind ausreichend.
Einige Bewohner haben eine Gemeinschaft gegründet und kümmern sich um den Tourismus, vor allem auch darum, die lokalen Erzeugnisse der Frauen aus der Region zu verkaufen. So ist ein Besuch in Mohammeds Laden, dem Maison Tuareg, ganz interessant. Mohammed führt nur eine kleine Auswahl, aber die ist besonders schön. Vor allem die dünnen, seidig glänzenden Teppiche, die aus Fasern der Kaktusfeigen gewebt werden, findet man sonst nirgends. Allerdings ist ein solcher Teppich nur zur Dekoration gedacht, beim Waschen würden die Farben auslaufen. Aber als Tischdecke oder Wandbehang sehr hübsch. Auch die Preise sind in Ordnung, man bekommt einen solchen Teppich ab 500 DH. Teurer sind die Teppiche des Glaoui, in denen drei verschiedene Herstellungsarbeiten kombiniert werden: weben, knüpfen und sticken; hierfür muss man etwa 250 - 400 Euro rechnen. Die sind dann aber strapazierfähig. Und eine weitere Besonderheit sind gewebte Teppiche aus dem rauhen Kamelhaar in Naturfarben.
Da Telouet lange Jahre nur in einem Abstecher auf schlechter Straße zu erreichen war, kamen nicht ganz so viele Besucher wie in Ait Benhaddou und der Ort hat viel mehr seinen Charme und seine Urspünglichkeit bewahrt. Noch sind Restaurants und Hotels in lokalem Besitz, der einzige Ausländer, der ein Maison d'hôte eröffnen wollte erhielt keinen Rückhalt in der Bevölkerung und nutzt sein Haus nun nur privat. Ich kann jedem raten, recht bald nach Telouet zu kommen, bevor sich das ändert.