Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Nouakchott

Mauretanien

Erst nach der Unabhängigkeit von den Franzosen wurde das kleine Fischerdorf Nouakchott Hauptstadt von Mauretanien. Es lag günstig in Küstennähe und in der Mitte zwischen dem Territorium der hellhäutigen Volksgruppen des Nordens und der dunkelhäutigen Völker des Südens. Auch die Verkehrsanbindung war günstig. Die künftige Hauptstadt wurde auf dem Reißbrett für zunächst 30.000 Menschen geplant mit rasterförmig angelegten Straßen und mit großzügigen Parks und Alleen versehen.
Das Herz der Stadt, Ksar, liegt eingerahmt vom Meer und Wüste in einer Ebene nahe einem See. Dort war 1929 von den Franzosen ein Militärfort angelegt worden. In den 1970er Jahren explodierte die Einwohnerzahl der Stadt, vor allem wegen einer schweren Dürre in Nordafrika, die viele Menschen vom Land in die Stadt ziehen ließ. Heute beherbergt Nouakchott fast eine Million Menschen. Sie ist damit bei weitem die größte Stadt des Landes und eine der größten Städte der Sahara. Die genaue Einwohnerzahl kann nur geschätzt werden, da ein Teil der Einwohner nach wie vor als Nomaden leben und ihre Zelte je nach Bedürfnislage abbrechen und woanders wieder aufbauen. Als Folge des stürmischen Wachstums hat die Stadt heute ernsthafte Probleme wegen der Wasserknappheit, obwohl sich in den Felsen nahe der Stadt ein See, der Trarza-See, befindet, der die Stadt mit Trinkwasser versorgt.
Mehr als irgendeine andere Stadt reflektiert Nouakchott die durch schnelle und nicht kontrollierte Urbanisierung verursachten Probleme. Anfangs als kleine zentrale Verwaltungsstelle mit ca. 30.000 Einwohnern im Jahre 1959 errichtet, erreichte sie schon im Jahre 1970 mehr als 40.000 Einwohner und wuchs in den siebziger Jahren um 15 bis 20 % pro Jahr; die Volkszählung von 2000 ergab 558.195 Einwohner, im Jahr 2010 sollen bereits 800.000 Menschen hier leben. Der daraus resultierende Mangel an Wasser und an Wohnraum ist ein großes Problem. Die meisten der Neuankömmlinge, oft ehemalige Sklaven, landen in sogenannten Kebbas (wörtlich: Müllkippe) ohne fließendes Wasser und Strom, die im näheren Umfeld der Hauptstadt entstanden sind, wie Arafat und El Mina. Im Jahre 1983 schätzte ein französischer Forscher, dass mehr als 40 % der Bevölkerung von Nouakchott in diesen Kebbas lebten und der Anteil noch weiter steigen würde. Die Regierung Mauretaniens versuchte dieses Problem zu lösen, indem sie all denen Boden und Saatgut sowie Transportmöglichkeiten anbot, die zur Rückkehr in die ländlichen Regionen bereit wären. Die Realisierung des ambitionierten Programms erwies sich aber in Anbetracht dauerhafter Dürre als schwierig.

Stadtbummel

Große breite Avenuen zum Teil von Bäumen gesäumt bilden die Hauptverkehrsadern. Als Hauptachse untergliedert die von West nach Ost verlaufende Avenue Gamal Abdel Nasser, die sich bis zum internationalen Flughafen fortsetzt, die Stadt in zwei Teile. Nördlich des Boulevards erstreckt sich das weitläufige Regierungsviertel, südlich ist die Medina mit dem Handelszentrum im Umkreis des großen Marktplatzes. in Nouakchott auch nur einen Hauch von orientalischem Charme erwartet, wird arg enttäuscht. Das Zentrum Tevragh Zeina wird beherrscht von modernen Regierungsgebäuden, Geschäften und den prachtvollen Villen reicher Mauren, die nicht selten ihr Vermögen mit dem Verkauf kostenloser Hilfsgüter gemacht haben. Die Häuser sind relativ flach und haben meist nicht mehr als drei Stockwerke, die Nebenstraßen sind auch hier alle aus Sand. Der Baustil der Gründungszeit war recht eigenartig, gute Beispiele dafür sieht man in der Avenue Gamal Abdel Nasser. Dort liegt das kreisrunde Gebäude einer Versicherung, die Wächter erlauben gerne einen Blick in den ebenfalls runden Innenhof. Gleich danach das recht eigenwillige Justizgebäude. Sein weißes Dach ist mit Kuppeln versehen, die den Stil der daneben liegenden Moschee Ibn Abbas aufgreifen.von Saudi Arabien finanzierte Moschee mit ihren zwei markanten Türmen liegt nördlich der Avenue Nasser an der Rue Mamadou Konaté im Stadteil Tevragh Zeina. Schräg vor der Moschee ist ein Markt mit der größten Verkaufsstelle von neuen und gebrauchten Handys, die man je gesehen hat. Das Zentrum dieses Viertels ist die Avenue General de Gaulle, hier und in der kreuzenden, zum Stadion führenden Straße sind alle wichtigen Läden und auch die schönsten Hotels zu finden. Die Galerie Tata gegenüber dem Hotel Tfeila führt alles, was das mauretanische Herz begehrt, vor allem Ausländer kaufen hier gerne ein.der Straße, die vom Stade Olympique zur Avenue General de Gaulle führt, liegt das Einkaufszentrum Chinguetti mit 250 Läden, gegründet von Bent Feitmat, der Vorsitzenden der „mauretanischen Union der Unternehmerinnen und Geschäftsfrauen“. Die Vereinigung hat 500 Mitglieder in Nouakchott und 230 in Nouadhibou. Sie besitzt drei Agenturen, die Kleinstkredite vornehmlich an Frauen vergeben, damit auch die Ärmeren ein Geschäft aufmachen können. Das Einkaufszentrum wird von den Einwohnern nur „Frauenmarkt“ genannt, weil es vornehmlich für Frauen ist. Die Frauen haben es entwickelt und gebaut und sind alleinige Besitzerinnen. Es ist das erste Zentrum in Mauretanien, das ganz und gar von Frauen entwickelt wurde. Eine Frau ist auf Stoffe spezialisiert. Aus diesen Stoffen werden die wunderschön farbigen Malhafas der mauretanischen Frauen gemacht. der Parallelstraße zur Avenue Nasser genau hinter dem Hotel Marhaba steht das modern wirkende Gebäude, das Nationalmuseum und Bibliothek (N18 05.103 W15 58.510) beherbergt, es wurde von der Volksrepublik China gestiftet. Im Erdgeschoss ist ein kleiner Saal mit archäologischen Fundstücken wie Pfeilspitzen oder Keramikscherben. Im 1. Stock die ethnologische Abteilung mit Gegenständen aus dem Nomadenleben, auch die Utensilien der Imraguen-Fischer sind ausgestellt. Aber viele dieser Dinge sind noch heute im täglichen Gebrauch zu sehen, wenn man eine Fahrt ins Landesinnere zu den Oasen und den Nomadensiedlungen macht. Ein Besuch des Museums lohnt nicht, in einer halben Stunde hat man alles gesehen. Geöffnet Sonntag bis Donnerstag 8 - 16.30 Uhr, Eintritt 500 UM, fotografieren verboten (lohnt auch nicht). man die Straße vor dem Museum einen Block weiter geht gelangt man zum „Marché Capitale“ (N18 05.145 W15 58.762). Schon vorher werden an dieser Straße die wunderbaren, handgefertigten „Boubous“ der Männer blau gefärbt und hängen zum Trocknen über der Straße. Der Markt schließlich ist in einem zweistöckigen Gebäude untergebracht, das von den Straßen Avenue Kennedy und Avenue de Gaulle begrenzt wird. Doch gibt es auch an den umliegenden Straßen noch viele Stände. Die beste Zeit für einen Besuch des farbenfrohen Marktes ist der späte Nachmittag, wenn alle Händler ihre Stände aufgebaut haben und der Platz voller Leute ist. Ein Sprachengewirr herrscht hier, als habe sich ganz Westafrika am Gemüsestand versammelt. Hassaniya, Bambara, Fula und Mandinka, und wenn man etwas wartet, kommen auch Vertreter der übrigen Welt am Stand vorbei und kaufen in russischer, koreanischer oder griechischer Sprache ein paar Kilo Tomaten und Kartoffeln ein. Erstaunlich gering ist das Angebot an Obst und Gemüse, die in der traditionellen maurischen Küche nicht viel verwendet werden.Straßenecken offerieren Malier Armbanduhren, senegalesische Frauen stelzen in Stöckelschuhen durch den Sand. In einem Bereich in der Mitte des Marktes bietet eine Gruppe von in Boubous gekleideten Herren den Wechsel aller Währungen an, als Zeichen ihres Geschäftes haben sie eine große Tasche umhängen. Sie lassen sich nicht gerne fotografieren. Wer hier tauschen will sollte ein wenig verhandeln und sich vorher auf der Bank oder im Hotel nach dem Kurs erkundigen. Wenn man sich von einem der Jungen zu einem Geldwechsler bringen lässt ist der ganze Kursvorteil durch seine Provision weg und es ist sowieso sicherer, eine öffentliche Wechselstelle aufzusuchen. Aber auch in den Straßen um das Marktgebäude setzt sich der Markt fort. In vielen kleinen Handwerksläden werden Artikel auch gleich vor Ort hergestellt.Markt aus weiter in der Avenue Kennedy Richtung Rosso kommt man an der dritten großen Moschee der Stadt vorbei, diesmal die marokkanische Moschee, die ganz klar an ihrem Baustil zu erkennen ist. Davor breitet sich ein weiterer, sehr lebhafter Markt aus, der nach der Moschee benannt ist. Früher war hier auch der Zeltmarkt, doch ist dieser nun ein wenig außerhalb an der Straße nach Rosso bei N17 59.404 W15 58.483. Hier kann man Zelte und Zubehör in großer Fülle finden und kaufen, ein sehr malerisches Bild. Weiter auf dieser Straße kommt man zum Handwerkszentrum, dem Centre Artisanat (GPS N18 03.723 W15 58.402). Dort wird sehr schöner Silberschmuck verkauft. Im Angebot sind sowohl traditioneller Schmuck als auch moderne Gebrauchgegenstände, z.B. fein ziselierte Kaffeelöffel oder Tortenheber. Holzarbeiten aus einheimischen Hölzern werden direkt im Zentrum gefertigt. Dort ist auch das Centre Artisanat Fèminin (Kunsthandwerkerinnenzentrum). Von den Frauen werden landestypische Gegenstände angefertigt und zu gemäßigten Preisen verkauft. Angeboten werden unter anderem Teppiche aus Wolle oder Bast, Stickereien, Lederwaren, Batikkleider und Schmuck. Alles ist von hoher Qualität und besser als in den kleinen Läden der Stadt. Wer etwas in der Art sucht sollte unbedingt mit dem Taxi dorthin fahren, es liegt etwas weit vom Zentrum.älteste Stadtteil ist Ksar, der sich etwa ab dem Hotel Marhaba Richtung Flughafen hinzieht. Die Häuser sind flach, nur wenige Hauptadern sind geteert, die Nebenstraßen sandig und mit Abfall bedeckt. Wie jedes Viertel hat auch Ksar seinen Markt.

Fischerhafen
Nouakchott liegt etwas abseits des Atlantiks, der Strand ist etwa 7 km außerhalb. Dort sind zwei Strandhotels. Sehenswert ist der Port des Pecheurs (N18°06.154 W16°01.252) in der Nähe des Hotel Terjit Vacances. Ab 15 Uhr beginnt sich der Hafen mit Leben zu füllen, es ist eine Atmosphäre wie auf dem Jahrmarkt. Souvenirverkäufer schlendern umher, Fischaufkäufer warten auf die zurückkehrenden Fischer, schwarze Frauen bieten den Fischern Getränke und eine warme Mahlzeit an, Privatleute wollen einfach schauen und Restaurantköche warten auf die besten Fische. Und dann kehren sie zurück, hunderte der bunt bemalten Pirogen kommen zurück vom Meer und reihen sich ein in die lange Reihe am Strand. die Fischerei liegt praktisch vollständig in den Händen von dunkelhäutigen Menschen, viele kommen aus dem Senegal und Gambia. Der Fang wird unter einem schattigen Hallendach auf Tischen ausgebreitet und zum Kauf angeboten. Das ist schon ein farbenprächtiges Schauspiel. Von Nouakchott aus kann man auch zu Angelfahrten aufbrechen. Der Handelshafen ist ein Stück davon entfernt, er wurde von den Japanern gebaut und 1997 eröffnet.