Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

El Djem

römisches Kolosseum

Thysdrus, wie die Stadt damals hieß, produzierte das kostbare Olivenöl für Rom, das zur Ernährung, als Brennstoff für die Öllampen und zur Seifenherstellung gebraucht wurde. Schon zu punischer Zeit besiedelt, erreichte Thysdrus zur Römerzeit eine Einwohnerzahl von 20.000 bis 30.000, noch weit jenseits der heutigen Stadtgrenze stieß man auf Überreste von Straßen, die mit prächtigen Villen gesäumt waren. Das Amphitheater wurde erst um 200 n. Chr. begonnen und sollte mit den ungeheuren Ausmaßen den Reichtum der Stadt darstellen. Die Einwohner rebellierten 238 n. Chr. gegen die Einführung einer Olivenölsteuer, die ihnen nach dem Tod des aus Afrika stammenden Kaisers Alexander Severus auferlegt werden sollte, und riefen den 80jährigen Proconsul Gordianus zum Kaiser aus. Doch das Heer marschierte gegen Thysdrus und zerstörte die Stadt, der Wohlstand schwand, der Bürgerkrieg dauerte noch bis zum Jahr 253.

Das Amphitheater ist mit einer Länge von 148 Metern das viertgrößte Kolosseum der römischen Welt und bot 60.000 Zuschauern Platz, die sich an den grausamen Kämpfen um Leben und Tod ergötzten. Die breiten Sandstein-Mauern zwischen den Arkaden bewirken den wuchtigen Gesamteindruck. Der Boden unter der ellipsenförmigen Arena ist von zwei sich im rechten Winkel schneidenden Gängen sowie von gewölbten Räumen durchzogen, die zur Unterbringung von wilden Tieren und den zum Tod Verurteilten dienten. Im 7. Jh., als die arabischen Eroberer ins Land drängten, wurde das Gebäude von den Berberstämmen als Festung genutzt, aus dieser Zeit ist besonders Kahina bekannt, die sagenhafte Königin eines Kabylenstammes, die entschlossen gegen die Araber kämpfte. 1695 ließ Bey Mohammed eine Bresche in die Außenmauer sprengen, da Nomaden und Bauern sich jedes Mal in dem alten Gemäuer verschanzten, wenn die unermesslich hohen Steuern eingetrieben werden sollten.
Zum Bau der neuen Siedlung verwendeten die Einwohner einen Teil der Quadern und sorgten so für noch größere Zerstörung, doch wurden in jüngster Zeit umfangreiche Restaurierungsarbeiten vorgenommen. Meist früh am Morgen laden Unmengen von Bussen Touristenscharen aus, die eine Besichtigung nicht zum reinen Vergnügen machen.
Zum Archäologisches Museum (geöffnet wie Kolosseum, gleiches Ticket) vom Amphitheater aus zum Platz mit der Uhr, dort rechts auf die Straße nach Sfax. Ausgestellt sind Skulpturen und andere Funde aus Thysdrus, die schönsten Stücke befinden sich jedoch im Bardo. Auf dem Gelände hinter dem Museum wird die alte römische Stadt ausgegraben, das Gelände ist nur auf Nachfrage zu besichtigen. Freigelegt wurden bisher Grundmauern von drei Villen.

Kahina - die Berberkönigin

Als die Araber im 7. Jh. auf nordafrikanisches Gebiet eindrangen, um die Lehre Mohammeds mit Waffengewalt zu verkünden, wurden sie von den eingesessenen Berbern nicht gerade mit offenen Armen aufgenommen. Doch die Uneinigkeit und Rivalität der Stämme untereinander begünstigte die Araber. Einzig Damia, die Königin des kabylischen Stammes der Djoraoua, der zum Judentum übergetreten war, verstand es der Legende nach meisterhaft, die Stämme zu versöhnen und gemeinsam gegen die Eindringlinge vorzugehen. Die von ihren Anhängern Kahina - die Prophetin - genannte Damia schlug 688 das Heer Hassan ben Nomans vernichtend. Doch gleich darauf gab es wieder Querelen, die Hassan durch einen von Kahina an Sohnes Statt angenommenen jungen Araber hinterbracht wurden. Hassan verstärkte seine Truppe und erschien 693 vor dem damals uneinnehmbaren Kolosseum, in dem sich Kahina mit dem Rest ihrer Leute verschanzt hatte. Sie starb in einer offenen Entscheidungsschlacht den Heldentod, der arabischen Islamisierung war damit das letzte Hindernis genommen.