Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Dougga

die wichtigste römische Ausgrabungsstätte des Landes

Zum Ruinengelände von Dougga, der wichtigsten archäologischen Stätte von Tunesien, geradeaus durch den Ort den Hinweisschildern folgen. Am Ortsende ist ein Brunnen, es ist sicherlich kein Fehler, vor der Besichtigung eine Trinkflasche zu füllen und auf die Tour mitzunehmen. Die herrliche, das ganze Tal beherrschende Lage der alten Stadt lässt der Sonne freien Zutritt, im Sommer ist der Rundgang auf dem weitläufigen Gelände eine schweißtreibende Angelegenheit. Geöffnet Winter 8.30 - 17.30 Uhr, Sommer 8 - 19 Uhr.

1 Tempel der Pietas Augusta
2 Platz der Windrose
3 Kapitol
4 Forum
5 Byzantinische Festung
6 Licinius-Thermen
7 kleines Theater
8 Concordia-Liber-Tempel
9 Thermen der Zyklopen
10 Gemeinschaftsklo

Geschichte

Wie Bulla Regia gehörte auch das antike Thugga zum Reich des Berberkönigs Massinissa und lag an der strategisch wichtigen Straße von Karthago nach Tebessa. Aus dieser Zeit stammen Reste einer megalithischen Ringmauer, Dolmen, eines Heiligtums für Baal, eines Tempels für Massinissa und vor allem das numidische Mausoleum. Als die ersten Römer nach 105 v.Chr. nach Thugga kamen, fanden sie eine blühende Stadt vor und lebten friedlich mit den Numidern. Im Jahre 46 v.Chr., als Caesar Numidien eroberte, kam Thugga unter römische Herrschaft und wurde der neugeschaffenen Provinz Africa Nova eingegliedert.
Unterhalb der numidischen Siedlung errichteten die Römer ein großartiges römisches Stadtviertel mit gepflastertem Forum und in Terrassen angelegtem Markt, später folgten Tempelanlagen, Theater, Prunkvillen und Triumphbogen. Das fruchtbare Umland brachte den Bürgern Wohlstand und ermöglichte großartige Bauten, von denen eindrucksvolle Ruinen der Phantasie reichlich Nahrung bieten. Nachdem Thugga im Jahre 205, unter Septimius Severus, den Status eines municipium erhalten hatte, erhielten mit der Ernennung zur Colonia unter Gallien im Jahre 261 alle Einwohner das römische Bürgerrecht. Nach einer Blütezeit im 2./3. Jh. n. Chr. begann im 4. Jh. der Niedergang, durch die Vandalen nur noch beschleunigt. Unter den Byzantinern wurde im Bereich des Forums unter Einschluss des Kapitols eine mächtige Festung errichtet, und die Stadt wurde mit einer neuen Mauer umgeben. Nach der Eroberung durch die Araber 698 wurden, unter Verwendung des antiken Baumaterials, auf dem alten Stadtgebiet weitergesiedelt, wobei teilweise die Zisternen römischer Häuser weiterhin benutzt wurden. Die dörfliche Siedlung im Zentrum des antiken Thugga blieb bis in das frühe 20. Jh. bestehen.
Das weithin sichtbare Mausoleum war sicher der Grund, dass der Ort schon früh ein Anlaufpunkt für Abenteurer und erste Forschergenerationen war, die erste Beschreibung des Ortes erfolgte durch Thomas d'Arcos 1631, 1891 begannen die ersten Ausgrabungen. Die frühen Schilderungen halfen sehr bei der Restaurierung einiger Gebäude. In den Jahren 1995 bis 2000 arbeiteten Wissenschaftler der Universität Freiburg an einem Grabungsprojekt in Zusammenarbeit mit der tunesischen Behörde. Das wachsende öffentliche Interesse an den antiken Ruinen und deren Ausgrabung führte dazu, dass die Bewohner in das neugegründete Dougga Nouvelle im Tal unterhalb der Ruinenstätte umgesiedelt wurden. Bestehen geblieben sind nur die Moschee im antiken Stadtzentrum und ein am Weg zur nördlichen Nekropole gelegener Bauernhof.

Rundgang
Leider hat man auch hier schon Reitkamele platziert, obwohl doch niemand für einen Kamelritt zu dieser geschichtsträchtigen Stelle kommt. Auch das Café ist mit seinen überhöhten Preisen eindeutig eine Touristenfalle.
Am Eingang warten einige Führer, die recht anschaulich den Zweck der Bauwerke erklären und sogar auf die günstigsten Standpunkte für Fotos hinweisen. Das Entgelt sollte vorher abgesprochen werden. Zwar kann einem bei einer solchen Führung kein wichtiges Denkmal entgehen, doch kommt der Wunsch auf, einmal in Ruhe über die Steinbrocken zu schlendern und seiner Phantasie freien Lauf zu lassen. Ich empfehle deshalb, etwas Zeit mitzubringen, den geführten Rundgang zu machen und dann auf eigene Faust das Gelände noch einmal zu erkunden. Alle wichtigen Sehenswürdigkeiten sind mit Hinweisschildern versehen.
Dem Eingang zunächst liegt das teilweise restaurierte Theater, das auf drei Rängen 2.500 Zuschauer fasste. Im Juli/August wird dort heute ein Theaterfestival mit klassischen Dramen veranstaltet. Von seien oberen Stufen kann man sich ganz gut über das Gelände orientieren und sieht bis zu dem numidischen Mausoleum. Nördlich des Theaters liegt ein christlicher Begräbnisplatz auf einer alten heidnischen Nekropole mit der Victoria-Kirche, ein kleiner dreischiffiger Bau mit Mosaikresten in den Seitenschiffen und einer Krypta. Ein dort gefundener Sarkophag trug die Inschrift "Victoria" und gab dem Gebäude den Namen. Vom Plateau über dem nahegelegenen Saturn-Tempel hat man einen guten Blick auf die Talebene des Oued Khalled, über Dolmen und Megalithgräber aus punischer Zeit und zu den Resten der fünf Meter dicken Ringmauer. Hier stand das vorrömische Ball-Heiligtum, das die Römer ihrem Gott Saturn widmeten. Zisternen unter dem großen gefliesten Innenhof mit dreiseitigem überdachten Portikus.
Durch die Stadt führen noch die alten, gepflasterten Straßen, unter denen Kanäle das Zisternenwasser zu den einzelnen Häusern brachten. Die Spuren der römischen Wagenräder sind deutlich zu erkennen. Ein Rundgang gibt erstaunliche Einblicke in das römische Leben, so etwa in das wohldurchdachte Heizungssystem oder die Gemeinschaftstoilette für 12 Personen. Zum Kapitol geht es über den Plattenweg, zunächst vorbei an dem kleinen Tempel der Pietas Augusta (1). Dann folgt der Platz der Windrose (2), der nach der in den Stein geritzten Windrose mit den Namen der zwölf Winde benannt ist. Dahinter ragt hoch die Säulenhalle des Kapitols (3) auf, das noch gut erhalten ist. Es war Douggas Haupttempel für die Gottheiten Jupiter, Juno und Minerva steht hoch auf einem Podest, zu dem zehn Stufen führen. Unterhalb davon liegt das Forum (4), es sieht dort ein wenig nach Kraut und Rüben aus. Einst umstanden Portiken aus rotgerädertem numidischen Marmor mit weißen Marmorbasen und Kapitellen den Platz, überall standen Statuen, ein Brunnen plätscherte in der Mitte. Allerdings muss noch zur römischen Zeit ein Erdbeben den Platz zerstört haben, er wurde nicht wieder aufgebaut. Die Byzantinern errichteten mit den Trümmern ihre Festung und versahen sie mit einer Mauer (5).
Die hinter dem Kapitol verlaufende Pflasterstraße führt zum Severus-Alexander-Bogen, von den Numidern als Tor der Christin bezeichnet. Dahinter die große Ain-el-Hammam Zisterne, die ihr Wasser über ein Aquädukt aus der 12 km entfernten gleichnamigen, lauwarmen Quelle erhielt. Von den Olivenbäumen aus trifft der Blick auf eine ummauerte Anlage mit Säulen in der Mitte, der punische Tempel der Juno Caelestis. Damit war Tanit gemeint, dea caelestis, die himmlische Herrin. Ein sehr großes Halbrund - mondsichelförmig - aus ursprünglich 24 Säulen hatte in der Mitte ein Heiligtum mit der Statue der Göttin, zu dem Stufen hinaufführen.
Ein Trampelpfad führt hinüber zum Wohnviertel, über Treppenstufen erreicht man wieder die gepflasterte Straße. Die Häuser sind nicht sehr gut erhalten. Ein ummauertes Gelände mit großem Tor ist der Dar el-Acheb, der einstige Sklavenmarkt. Das Haus Omnia tibi felicia auf der anderen Straßenseite ist wahrscheinlich das städtische Bordell gewesen, worauf in Steinblöcke gehauene Brüste und Phallussymbole hindeuten. Ein am Eingang befindliches Phallussymbol wurde schamhaft entfernt. Klopfen Sie einmal mit dem dort liegenden Stein auf den weiß gescheuerten Säulenrest. Der hohle Block erzeugt einen hellen Klang, der als Einlassklingel gedeutet wurde. Unten liegt ein luftiger Säulenhof, von dem etliche kleine Räume abgehen.
Rechts die Straße hinunter kommt man über einige Treppenstufen zu den kleineren Zyklopenthermen (9). Sie erhielten ihren Namen durch ein wunderschönes Mosaik, das die Zyklopen Brontes, Steropes und Pyracmon beim Schmieden der von Jupiter ausgesandten Blitzstrahlen zeigt. Es ist im Bardo im Dougga-Saal ausgestellt. Im Haus dahinter ist die 12-sitzige Gemeinschaftstoilette (10) mit Wasserspülung und Handwaschbecken. Unterirdische Kanäle folgten dem natürlichen Hanggefälle und sorgten für ständige Leerung, kleine Fontänen übernahmen die Spülung. Verbunden mit den Thermen ist das Haus Trifolium, die prächtig ausgestattete, bisher größte ausgegrabene Privatvilla. Erhalten sind nur die über 21 Stufen zu erreichenden Souterrainräume, rund um einen großen Innenhof gruppieren sich die einzelnen Wohnräume hinter Portiken. Der Name leitet sich ab vom kleeblattförmigen Grundriss des Speisezimmers.
Von hier aus sind es nur einige Schritte zu dem im Tal außerhalb der eigentlichen Stadt erbauten 21 m hohen numidischen Turmmausoleum. Eine an diesem Denkmal gefundene Inschrifttafel wurde 1842 vom britischen Konsul entfernt und ins Britische Museum in London geschafft. Bei dieser Gelegenheit wurde das Denkmal stark beschädigt, aber Anfang des 20. Jh. in seiner alten Form restauriert. Die Tafel enthält in phönizischer und in der alten libyschen Sprache eine Inschrift zur Lobpreisung eines gewissen Ateban, der um 200 v. Chr. starb. Damit war den Wissenschaftlern, die die phönizischen Lettern bereits kannten, erstmals ein Schlüssel zur Entzifferung der untergegangenen Sprache in die Hand gegeben. In der Nähe noch der Triumphbogen des Septimus Severus, 193 n. Chr. als erster Afrikaner zum römischen Kaiser ernannt. Er wurde 205 anlässlich der Feier zur Erhebung Thuggas zum Municipum errichtet. Durch den 5 m breiten Durchgang führt eine gepflasterte Straße, die Prellsteine und Spuren der eisenbeschlagenen Wagenräder beweisen, dass schon damals Fahrzeuge durchfuhren.
Der Rückweg führt am etwas abseits liegenden Haus der Gorgo vorbei, ein kleines Villenanwesen benannt nach einem Perseus-Gorgo-Medusa-Mosaik. Dann trifft man links auf die gewaltigen Licinius-Thermen (6), die man durch einen Stollen betritt, durch den die Heizungsrohre für das Warmwasserbad verliefen. Am besten steigt man hinauf, um über den Bogenläufen und in Höhe der Bogenansätze in die Thermensäle zu schauen.