Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Chott el-Jerid

der gewaltige Salzsee

Die Salztonsenken im Nordosten der Sahara sind das größte zusammenhängende Salzseegebiet der Erde, es zieht sich von El Hamma bei Gabes fast 350 km bis nach Biskra in Algerien. Bei El Hamma beginnt das Chott-el-Fedjadj, das nahtlos in das Chott-el-Djerid, dem größten der Salzseen, übergeht. Nördlich davon schließt sich das Chott-el-Gharsa an, das bis zu den Bergen um Chebika heranreicht. Vor Jahrmillionen war das heutige Saharagebiet von Urmeeren bedeckt. Als sich die Gebirge auffalteten floss das meiste Wasser zum Mittelmeer hin ab, nur in Senken ohne Abfluss zum Meer blieb Wasser zurück, auf diese Weise entstanden die Chotts. In späteren Regenzeiten wurden sie mit Süßwasser aufgefüllt, das heute in unermesslicher Menge in den unteren Schichten vorhanden ist. Nach Ende der letzten Eiszeit vor etwa 10.000 Jahren blieb aufgrund der hohen Verdunstung in dieser heißesten Zone der Sahara lediglich eine zähe Kruste aus Salz, Sand und Ton zurück. Durch das Meerwasser und durch zahlreiche Zuflüsse aus den Bergen lagern sich zusätzlich Mineralstoffe ab, die die Bildung von oft bizarren Kristallfiguren begünstigen. Im Sommer ist der Verdunstungsgrad bis zu 25mal höher als die Wasserzufuhr, daher haben sich dicke Salzkrusten gebildet. Im Altertum war das Chott-el-Djerid unter dem Namen Faraoun bekannt, was auf das ägyptische "Pharao" zurückgeführt wird.

Die Chottfläche ist absolut lebensfeindlich, kein Grashalm wächst auf der salzigen Ebene, kein Vogel fliegt über den meist wasserlosen See, es herrscht eine fast unheimliche Stille. Heute wird auf dem Chott-el-Djerid Kochsalz industriell gefördert, aber die Anrainer der Salzseen haben schon immer ihren eigenen Salzbedarf dort gewonnen. Eine Besonderheit der Natur findet sich an den Rändern. Gelöster Gips kristalliert sich zu bizarr geformten Sandrosen, die bis zu einem Meter hoch werden können. Der Verkauf trägt ein wenig zum Lebensunterhalt der Menschen bei. Nur schade, dass man die Rosen oft in künstlich gefärbtes Salzwasser einlegt, um so bunte Salzkristalle zu erzeugen. Häufig kann man auf der weißglitzernden Fläche des Chott trügerische Fata Morganas sehen, die nahe Palmenoasen, umgeben von schillernden Seen, vorspiegeln.
Die Bewässerung des nördlichen Bled El-Djerid, das Land der Dattelpalmen, und der südlichen Nefzaoua um Kebili und Douz erfolgt mit den bedeutenden fossilen Grundwasserreserven, die unter der Salzfläche schlummern. Auf über drei Millionen Palmen reifen im Oktober die begehrten Deglet en Nour - Datteln, deren erste Qualität durch die intensive Sonneneinstrahlung und genügend Wasser erzeugt wird. Sie dienen den unter ihren Wipfeln liegenden Oasengärten als Schutz vor der sengenden Sonne. Das Wasser wird durch Brunnen gefördert und mit Hilfe eines ausgeklügelten Bewässerungssystems auf die Gärten verteilt. Die Schönheit und Fremdartigkeit der Landschaft wurde von Touristikmanagern erkannt, in riesigen Hotelkomplexen kommen Abend für Abend Busladungen und Jeepkarawanen mit Tausenden von Rundreisegästen an.
Kein anderes Gebiet Tunesiens ist so mit abenteuerlichen Geschichten verbunden wie der 110 x 70 km große Salzsee Chott-el-Djerid, der teilweise tiefer als der Meeresspiegel liegt. Schon Karl May beschrieb, wie Ross und Reiter in die mörderische Tiefe gezogen wurden, nur wenige einheimische Führer kannten die schmalen Pfade, auf denen die trügerische Salzkruste passierbar ist. Nach dem Bau der sicheren, ganzjährig befahrbaren Asphaltstraße Anfang der 80er Jahre, die das Chott von Tozeur nach Kebili überquert, kommen nun ganze Buskarawanen in das Bled El-Djerid. Doch sind die Gefahr und das Abenteuer wirklich verschwunden?
Noch heute gibt es Pisten quer über das Chott, von Sandrosensuchern und Militär genutzt und einige auch von Touristen. Doch gehört Erfahrung und Kenntnis dazu, im Winterhalbjahr ist die Salzkruste, die an der Oberfläche trocken aussieht, sehr tückisch. Leicht bricht der Wagen durch die Decke und bleibt im zähflüssigen Schlamm stecken, Hilfe ist auf der weiten, lebensfeindlichen Ebene nicht zu erwarten.
Das Auswärtige Amt rät, Reisen in die südwestlichen Gebiete nahe der algerischen Grenze, ab von normalen Touristenrouten, nur im Rahmen organisierter Touren durchzuführen. Es weist insbesondere auf die Gefahren bei Reisen in die Sahara im nahen Grenzgebiet zwischen Tunesien, Algerien und Libyen hin; besonders im weit südwestlich des Chott el Jerid an der algerischen Grenze gelegenen Gebiet. Reisen in die von den tunesischen Behörden dort ausgewiesenen Sperrgebiete bedürfen der strikten Einhaltung der vorgegebenen Sicherheitsrichtlinien.