Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Douz

Das Tor zur Sahara

Douz mit seinen 27.000 Einwohnern - dazu zählen auch die Siedlungen der Umgebung - bietet eigentlich nicht die geringsten Sehenswürdigkeiten. Der moderne Ort ist Zentrum der Nefzaoua-Oasen und Heimat der Angehörigen des Stammes der Mherazig, Nachfahren der Beni Hillal-Nomaden, die im 11. Jh. in das Land eindrangen. Sie waren ursprünglich Vollnomaden und wurden erst ab dem französischen Protektorat und vor allem nach der Unabhängigkeit sesshaft gemacht. Heute gibt es nur noch wenige Familien, die das ganze Jahr durch die Wüstensteppen bis nach Ksar Ghilane ziehen.
Den Charme von Douz macht vor allem die reizvolle Landschaft aus, in der es liegt. Das gewaltige Sandmeer des Erg Oriental reicht bis vor die Tore, auf der anderen Seite die satte, grüne, wasserreiche Oase. Immer wieder sind zwischen den weißen Dünen kleine Palminseln, von denen die Legende sagt, dass sich dort Liebespaare trafen - mit Datteln als Proviant versehen, aus deren Kernen dann die Palmen wuchsen. Und immer wieder kann man fassungslos staunen, wie mitten aus dem Sand eine Quelle sprudelt. Zwar gibt es zwei Campingplätze in Douz, doch ist es noch viel romantischer - mit einem geeigneten Fahrzeug - an den schönsten Stellen zwischen den Dünen zu campen.

Den zweiten Pluspunkt dieser kleinen Stadt bilden aber vor allem die Menschen. Wem es gelingt, einzutauchen in deren Alltag, kann etwas von der Ruhe und Beschaulichkeit tanken, die hier herrscht. Das Wort Hektik ist unbekannt. Überall sitzen Tag für Tag die Handwerker vor ihrer Arbeit, ob es nun die berühmten Saharaschuhe sind oder die weiten Pluderhosen, auch Schreiner und Schlosser, aber immer sind sie umgeben von einem Kreis von Freunden, die zusehen, ein Glas Tee trinken oder plaudern. Dazwischen sieht man einen Kreis altehrwürdiger Männer im weißen Burnus am Boden sitzen und Karten spielen oder mit geschickten Fingern auf einem Brett mit den Dominosteinen hantieren.

Stadtrundgang
Von Kebili aus trifft man auf ein Rondell mit einem Kamelreiter. Links davon liegt die einzige Bank, danach zweigt die Straße nach Ksar Ghilane und Matmata ab. Geradeaus geht es ins Zentrum mit dem Marktplatz. Rechts kommt man, vorbei an der Louage-Station, auf die in der Mitte geteilte Hauptstraße, die Avenue des Martyrs. In dieser Straße ist das Maison du Theatre, Treffpunkt und Probenraum der rührigen Amateurtheatergruppe von Douz, die seit 1985 besteht und schon vier Stücke herausgebracht hat, die nicht nur in Douz, sondern auf einer Tournee in ganz Tunesien gezeigt wurden. In dem von der Stadt zur Verfügung gestellten Haus wurde mit großer Liebe ein Café eingerichtet, das zur Finanzierung der Vorstellungen beiträgt. Die Stücke sind sehr anspruchsvoller Natur, das neueste stammt von dem bekannten marokkanischen Schriftsteller Tahar Ben Jelloun und beschäftigt sich kritisch mit der Stellung der Frau.
Am Ende ist rechts das ONTT-Informationsbüro, links das neue Museum (8.30 - 13, 15 - 17.45 Uhr, 1 TND Palmenhain und zu der großen Düne El Hofra mit dem Platz des Festivals.
Der viereckige Marktplatz ist von Arkadengängen mit Geschäften und Werkstätten umgeben. Dort sitzen geschickte Schuhmacher, die die typischen Saharaschuhe anbieten. Es gibt sowohl geschlossene mit hinten hochgezogener Lasche als auch Sandalen mit einer hochgezogenen Spitze. Beides soll verhindern, dass Sand in die Schuhe kommt. Ein originelles Souvenir. Die Boutique von Ali nebenan bietet die reichste Auswahl an Mergoum-Teppichen, jeder Stamm hat unterschiedliche Farben und Formen.
Die Cafés und Restaurants des Ortes sind oft liebevoll mit Wandmalereien versehen, die auf den Zweck des Gebäudes hinweisen.

Malerischer Souk am Donnerstag
Zur Versorgung der Bewohner gibt es ein kleines Marktviertel mit Fleisch, Obst und Gemüse, aber wichtiger ist der Donnerstagsmarkt in der Stadtmitte. Dieser Souk ist der farbenprächtigste und bedeutendste Markt in Südtunesien. Obwohl schon viele Touristen kommen, ist er dennoch in seiner Ursprünglichkeit erhalten. Die Stände werden schon am Mittwochnachmittag aufgebaut, in der Nacht schlafen die meisten Händler bei ihren Waren. Der Markt beginnt am frühen Donnerstagmorgen, um die Mittagszeit fahren schon alle wieder nach Hause. Ein Durchgang führt zum separaten Dattelmarkt, wo das wichtigste Agrarprodukt des Ortes umgesetzt wird. Der Viehmarkt findet auf einem gesonderten Platz sehr schön unter schattenspendenden Palmen statt. Gehandelt werden Hühner, Schafe, Ziegen und Esel, Kamele gibt es nur wenige. Sie werden nicht auf dem Markt, sondern direkt von Mann zu Mann gehandelt, der Transport aus der Wüste käme zu teuer. Wenn schon auf dem Gewürz- und Kleidermarkt kaum Frauen anzutreffen sind, so sind hier die Männer gewiss unter sich. Da wird gefeilscht und gehandelt, das Tier ausgiebig geprüft und der Handel mit Handschlag besiegelt. Dazwischen das Blöken und Meckern der Tiere.

El Hofra
An der großen Düne El Hofra (N33°25.830, E09°01.285), die täglich von Hunderten Fremden zertreten wird und an der leider sogar Geländewagenfahrer ihre Kräfte messen, entstand in den letzten Jahren ein Komplex mit mehreren 3-4-Sterne-Hotels. Viele Bewohner kämpften dagegen an, konnten aber nichts ausrichten, dem Staat sind die Devisen der Fremden wichtiger als die Dattelpalmen, der Massentourismus bringt viel Geld. Die Hotels, jedes mit ein bis zwei Pools, haben einen ungeheuren Wasserbedarf, und Arbeitsplätze bringen sie eher Ortsfremden. Immer neue artesische Brunnen fördern Wasser aus großer Tiefe, darunter gibt es warme Thermalquellen, die nicht nur das Hallenbad des Hotel Sahara Douz versorgen, sondern auch die öffentliche Hammam (an der Straße zum Hotel Saharien).

Saharafestival
Ein bedeutendes Ereignis für Douz und die vielen anreisenden Besucher ist das Ende Dezember auf dem Festplatz an der großen Düne stattfindende Saharafestival. Es ist das älteste Festival Tunesiens und fand das erste Mal im Jahr 1910 unter dem Namen "Fest der Dromedare" statt, initiiert unter dem französischen Protektorat, um den Nomaden einen Anreiz zu bieten, in der Region sesshaft zu werden. Es gibt Windhundrennen, Kamelkämpfe, nachgestellte traditionelle Hochzeiten, Musik und Tänze.