Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Figuig

Grenzstadt zu Algerien

Die schöne Oasengruppe liegt auf 900 m an den Ausläufern des Jebel Grouz. Sie bedeckt eine rund 20 Quadratkilometer große, von Berggipfeln umgebene Mulde und wird von heute sieben ummauerten Ksour bewirtschaftet: Zenaga im Süden, der größte und bedeutendste Ksar, El Oudaghir, El Abidat, El Maiz, Ouled Slimane, Hammam Foukani und Hammam Tathani. Es gibt noch weitere Ksour, die teils auf algerischem Gebiet liegen, dazu gehört vor allem Beni Ounif. Im Jahr 1845 sprach der französische General Daumas von zwölf Ksour um Figuig.
Der Reichtum Figuigs, auf den auch immer die Feinde ihre Augen geworfen hatten, bestand einerseits aus dem guten Boden, anderseits aus den zahlreichen Quellen, die teils unterirdisch sprudeln. Beides musste ständig bewacht und verteidigt werden, daher sind hier die Mauern der Gärten mit den charakteristischen runden Wachtürmen versehen, eine Besonderheit dieser Oase. Eine weitere Besonderheit sind die zahlreichen Foggaras, die Wasser aus weiter entfernt liegenden wasserführenden Schichten durch unterirdische Kanäle in die Oasengärten leiten. Die Bedeutung dieser Foggaras, die ständiger Instandhaltung bedürfen, schwindet heute und es werden mehr und mehr Brunnen mit Motorpumpen eingesetzt.
Die rund 12.500 Einwohner leben von den 200.000 Dattelpalmen, von der Textilherstellung, von Töpferei und der Lederbearbeitung. Viele Einwohner ziehen mit ihren Viehherden noch immer als Halbnomaden durch die Dahra (Wüstenebene) oder arbeiten saisonweise in den Städten Marokkos. Die wirtschaftliche Lage ist aufgrund der Abgeschiedenheit und der geschlossenen Grenze sehr schwierig, Tourismus gibt es nur in geringem Maße. So ist auch die Überweisung der Gastarbeiter im In- und Ausland ein wichtiger Posten in der Gemeindekasse.

Stadtplan Figuig

Quartier Administratif
Das moderne Verwaltungszentrum entlang der heutigen Hauptdurchfahrtsstraße wurde von den Franzosen angelegt. In Figuig gibt es noch viele Zeichen aus der französischen Kolonialzeit. Im Stadtinnern, gegenüber der Municipalité, ist eine katholische Kirche, die in eine Moschee umgewandelt wurde, indem man einfach das Kreuz auf dem Turm durch einen Halbmond ersetzt hat. Dann gibt es noch eine französische Schule. Zu vielen Gebäuden wird als Baujahr 1946 angegeben, also noch zur französischen Besatzung. Vor der Municipalité ist ein kleiner Park mit Wasserbassin, der leider meist geschlossen ist.
Lange Zeit war die Zugehörigkeit der Oase zu Marokko umstritten, 1963 kam es im Grenzgebiet zu bewaffneten Auseinandersetzungen, die 1965 beigelegt wurden. Figuig gehört seitdem eindeutig zu Marokko. In den Ksour lebte seit Jahrhunderten eine bedeutende jüdische Gemeinde, deren Mitglieder jedoch in den 1960er Jahren vollständig abgewandert sind. Mehrere Synagogen und Friedhöfe zeugen von dieser Zeit.

Das heutige Figuig
An der Hauptstraße sind etliche Cafés, aber ein richtiges Restaurant gibt es in Figuig nicht. Nur im Hotel Figuig kann man essen, muss es aber zwei Stunden vorher bestellen. Besonders schön ist das Café Glacier 100 m von der Shell-Tankstelle an einer Straßeneinmündung auf die Hauptstraße. Dort kann man auch kleine Gerichte zubereiten. Ein Artisanat gegenüber der Municipalité zeigt die lokalen Erzeugnisse, auch bestimmte typische Nahrungsmittel, die man dort auch erwerben kann. Die Geschäftstüchtigkeit, die man z.B. aus den Dra-Oasen kennt, gibt es in Figuig überhaupt nicht, hier kann man in Ruhe schauen, niemand drängt einem etwas auf. An der Hauptstraße gibt es nur einen Laden mit Kunsthandwerkserzeugnissen.
Wenn man in Figuig ankommt und sich noch nicht recht auskennt, wirkt der Ort eher langweilig und nirgends drängt sich ein Führer auf. Aber erst, wenn man Kontakt zu einem Einheimischen bekommt, erschließt sich die geheime Schönheit von Figuig. Ich empfehle daher, sich einen Führer zu nehmen, zum Beispiel Mohammed Slimani, der über das Hotel Figuig kontaktiert werden kann. Dieser engagierte junge Mann hat mehrere Rundfahrten ausgearbeitet und kann wirklich empfohlen werden. Preis je nach Aufwand 50 - 100 DH. Wer einmal bei einer einheimischen Familie wohnen will kann dies auch bei seiner Familie tun. Mohammed Slimani, Tel. 0677 - 81 91 56, figuigitouriste@hotmail.fr

Stadtbesichtigung
Bei El Oudaghir befinden sich die Ruinen des alten Ksar aus dem 9. Jh. Um diese zu besichtigen fährt man am Ortseingang kurz nach dem Stadttor in Richtung Ksar Zenaga. Dort ist der alte Ksar nach 600 m erreicht. Die hohen Mauern der Festung hatten reichhaltig verzierte Tore, heute ist alles ziemlich verfallen, im Jahr 2008 arbeitete man an der Restaurierung. Hier ist ein Bahbouha, eine unterirdische Quelle, die man auf einer Treppe erreichen kann. Diese Quelle ist jedoch manchmal trocken. Auf dem kleinen Platz Ajdir vor den alten Mauern findet das jährliche Festival der traditionellem Musik statt, eine zauberhafte Kulisse.
Auf der anderen Straßenseite ist eine aus Lehmziegeln erbaute achteckige Moschee aus der Merinidenzeit, die kürzlich restauriert wurde. Sie bietet vom Minarett einen unglaublichen Ausblick über die Altstadt von Figuig mit ihren Oliven- und Palmenhainen. Die Tür ist verschlossen, aber zu Gebetszeiten kann man, sofern man Beziehungen hat (Führer!), hinauf steigen.
Sehenswert ist der alte Ksar Zenaga. Kurz nach dem Hotel Figuig geht es rechts nach Zenaga, dort ist ein kleiner Platz, an dem die älteste Schule von Figuig liegt, sie stammt aus dem Jahr 1946. Um einen quadratischen, von Säulen begrenzten Innenhof lagen die Schulräume, beachtenswert sind die hübschen Decken. Heute ist dort ein Gemeinschaftshaus mit kleinem Museum, es zeigt traditionelle Gebrauchsgegenstände aus dem ländlichen Leben. Kurz danach ist ein weiterer Platz mit einem blauweißen Pavillon, dort ist das Eingangstor zu dem alten Ksar Zenaga, der noch immer bewohnt ist. Dort ist das erste Riad von Figuig, in dem Touristen sehr authentisch übernachten können.
Ein paar Schritte von der Auberge entfernt ist ein kleiner Platz, dort hängt noch ein antiker französischer Briefkasten, an dem sich die Frauen am Dienstagmorgen bereits um 4 Uhr treffen, um ihre selbst gewebten Stoffe zum Verkauf anzubieten. Hinter diesem Platz beginnt die Mellah, doch sind die hier früher wohnenden Juden alle ausgewandert. Im Ksar gibt es auch mehrere öffentliche Waschplätze, die noch heute genutzt werden.
Der Ksar El Hammam befindet sich auf der östlichen Seite der Hauptstraße, er besteht aus den Teilen Hammam Foukani und Hammam Tahtani. Dazu an einem arabisch beschrifteten Schild einige 100 m nach dem Stadttor links abbiegen. Es geht nun zu Fuß weiter, aber es ist fast unmöglich, die unscheinbaren Eingänge zu den drei Quellen alleine zu finden. Die erste Quelle, Hammam Foukani, liegt hinter einer Metalltür, 87 Stufen führen hinunter zum kleinen gemauertem Becken. Sie ist eine 33 ºC warme ThermalqueIIe, die noch heute zum Baden genutzt wird.
Nicht weit entfernt liegt der Eingang zur zweiten Quelle unscheinbar in einer Mauer, 115 Stufen führen hinunter. Die Quelle ist keine Thermalquelle, das heißt die Temperatur ist im Sommer und Winter unterschiedlich, die Luft am Becken ist warmfeucht. Sie wird von den Männern zum Baden genutzt. Die dritte Quelle liegt sehr versteckt in einem engen Durchgang. 144 Stufen hinunter zum Frauen-Hammam, hier ist es sehr feucht und warm.
Diese Hammams werden in Figuig Bahbouhas genannt. Sie dienen den Frauen nicht nur zum Baden, sondern auch zum Wäsche waschen. In der Mauer entlang der Treppenstufen sind immer wieder Nischen, die zum Ablegen der Kleider dienen sowie zum Aufstellen von Kerzen. Die Bahbouhas sind völlig lichtlos, eine Taschenlampe ist daher praktisch. Meist sind die Bahbouhas leer und unbenutzt, aber man sollte vorsichtshalber hinunter lauschen, um nicht evtl. Frauen beim Baden zu stören.