Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Volubilis

Römische Ausgrabungsstätte

Schon zu Zeiten der Karthager war der Ort an einem sanft geneigten Abhang 4 km nordwestlich von Moulay Idriss besiedelt. Eine Blütezeit entstand im 2. und 3. Jh. n. Chr. unter den Römern, die den Ort als Residenzstadt der Provinz Mauretania Tingitana erwählten. Volubilis präsentiert sich als typisch römische Stadt mit breiten und geraden Straßen, mit Tempeln, Thermen, Forum und prächtigen Wohnhäusern und hatte zur Zeit des Kaisers Septimus Severus (193 - 211) etwa 10.000 Einwohner.
Die Berberstämme des Südens versuchten jedoch immer wieder, in das römische Gebiet vorzudringen, worauf die Verwaltung der Provinz in der Mitte des 3. Jh. nach Tingis (Tanger) verlegt wurde. Am Ende des Jahrhunderts eroberten die Berber die Stadt und machten sie unter dem Namen Oualila zu ihrem Hauptort. Idriss I, der 788 das erste unabhängige marokkanische Reich gründete, residierte noch dort, aber schon sein Sohn machte die Neugründung Fes zu seiner Hauptstadt. Die alte römische Stadt verfiel, wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder als Steinbruch für den Bau von Sultanspalästen benutzt und ist nun wichtigste römische Ausgrabungsstätte in Marokko.
Im Jahr 2009 waren größere Bauarbeiten im Gang. Es werden Häuser für die Verwaltung errichtet sowie ein Museum und ein Restaurant. Außerdem wird es eine Freilichtbühne geben und die Ausgrabungsstätte wird illuminiert.
Öffnungszeiten von 8 Uhr bis Sonnenuntergang, Eintritt 10 DH, Kinder 3 DH. Im Eingangsbereich warten Führer, doch ist ein Rundgang gut alleine möglich. Einige der Häuser sind mit Hinweisschildern versehen. Die Führer haken oft nur die wichtigsten Stätten ab, nehmen Sie sich lieber Zeit und spazieren alleine durch die alte Stadt. Im Sommer unbedingt an große Wasserflaschen denken, im Café gibt es nur winzige Flaschen. Am besten ist ein Besuch früh morgens, wenn noch keine Besucherscharen die Fotomotive verdecken.

  1. Ölmühle
  2. Haus des Orpheus
  3. Gallienus-Thermen
  4. Forum
  5. Kapitol
  6. Basilika
  7. Haus des Desultor
  8. Haus des Hundes
  9. Triumphbogen
  10. Haus d. Epheben
  11. Haus der Säulen
  12. Haus des Reiters
  13. Haus d. Herkules
  14. Haus des Dionysus
  15. Palast d. Gordian
  16. Haus d. Goldmünze
  17. Haus des Bacchus
  18. Nordthermen
  19. Haus d. Nereiden
  20. Haus der Venus
  21. Saturntempel

Rundgang

Die ganze Stadt war von einer 2.350 m langen Mauer mit 40 Türmen und acht Toren um­schlossen, deren größter Teil noch zu erkennen ist. Die bedeutendsten Fundstücke, die Bronzestatuen, befinden sich im Archäologischen Museum von Rabat. Doch ein Spaziergang durch die Ruinenstadt ist durch die wundervollen Mosaiken von besonderem Reiz. Der offenkundige Wohlstand der Stadt kam nicht zuletzt durch die zahlreichen Olivenbäume, die auch heute noch dort wachsen, fast jedes Haus besaß eine eigene Ölpresse. Die Häuser wurden von den Ar­chä­ologen zur besseren Übersicht nach den Motiven der Fuß­boden­mosaiken benannt.

Ein Rundweg (Dau­er ca. 2 Stunden) führt vom Eingang am Südosttor durch die Anlage. Durch die Bauarbeiten ist der Einstieg zu diesem Rundgang, der an der Baustelle beginnt, etwas erschwert. Zunächst vom oberen Eingang dem breiten, neu angelegten Weg folgen, bis links ein schmaler Weg hinunter ans Oued führt. So kann man den Beginn des Rundwegs erreichen. Wenn man dagegen den anderen Touristen auf dem ausgeschilderten Weg folgt kommt man nicht an allen Sehenswürdigkeiten vorbei.

Das erste sehenswerte Haus ist das Haus des Orpheus (2). Es handelt sich um eine größere, quadratische Anlage mit mehreren Räumen, die jeweils schöne Mo­saiken aufweisen, ein breites Tor führt hinein. Eines zeigt Orpheus, den Gott der Musik, mit der Lyra, umgeben von der Musik lauschenden Tieren wie Gazellen, Elefanten und Löwen, die damals noch in Nordafrika heimisch waren. Ein weiteres zeigt neun spielende Delfine, ein anderes Amphitrite, die Göttin des Meeres, in einem von einem Seepferd gezogenen Wagen. Alle Räume dieses und auch der übrigen Häuser waren mit Fußboden- und Wandheizung ausgestattet, die auch die aus mehreren Räumen bestehende Badeanlage heizte.

Von diesem Haus aus sieht man auf der Anhöhe ein kleineres, anscheinend gut erhaltenes Haus. Dies ist die Ölmühle (1), die sich vorher als erster Punkt des Rundgangs befand, nun aber wegen den Bauarbeiten versetzt und in ein neues Häuschen gesetzt wurde. Direkt anschließend liegen die Thermen des Gallienus (3), ein großes Badehaus mit Schwimmbecken, Umkleide- und Fitnessräumen sowie Latrinen. Dort traf man sich zur geselligen Säuberung, zum Sport, aber auch zum Essen und Trinken.

Die breite, gepflasterte Straße führt nun zum Kapitol (5), zu dem breite Treppenstufen hinaufführen. Mit­telpunkt des Kapitols war ein Tempel für die Götter Jupiter, Juno und Minerva, umgeben von Säulenhallen. Einige der Säulen wurden wieder aufgerichtet. Anschließend folgt die Basilika (6) mit vielen wieder aufgerichteten Säulen. Die Basilika war Gerichtsgebäude und Ver­samm­lungs­stätte der Römer, das west­liche Sei­ten­schiff dieser größten Ruine von Volubilis steht noch in voller Höhe. Dahinter lag das Forum (4), Mittelpunkt und Markt­platz jeder römischen Stadt, mit weiteren Verwaltungs­ge­bäuden, Markthalle und einer Bäckerei.

Im Norden des Forums ist das Haus des Desultors (7) (Kunstreiter), ebenfalls nach dem Motiv seines Mosaiks benannt. Der Reiter sitzt rücklings auf einem Pferd und hält einen Sieger­pokal in seinen Händen. Ein weiteres Mosaik zeigt einen Fluss mit Fischen, an dem ein Angler sitzt. Noch vor dem Triumphbogen ist das Haus des Hundes (8). Es erhielt seinen Namen nach der dort gefundenen Bron­ze­statue eines bel­len­den Hundes, die sich im Museum von Rabat befindet. Die Bau­weise dieses Hauses kann man noch heute in den „Riads“ der arabi­schen Medinas finden. Zentral war ein von Säulen umgebener Pool, um den herum Salons und Schlafzimmer lagen. Wir erreichen nun den gut erhaltenen Tri­umph­bogen (9) zu Ehren des Kaisers Caracalla und dessen Mutter Julia Dom­na.

Gleich nach dem Bogen liegt das Haus der Epheben (10) mit mehreren gut erhaltenen Mosaikfußböden. Eines zeigt Bacchus, den Gott des Weines, der auf einem Wagen dargestellt ist, der von zwei Panthern gezogen wird. Auch hier ist in der Mitte ein von Säulen umgebener Pool, ein weiteres rundes Wasserbecken ist mit Fischen geschmückt. Das daneben liegende Haus der Säulen (11) hat in der Mitte ein großes, kreisrundes Wasser­becken und viele unterschiedlich gestaltete Säulen. Es folgt das Haus des Reiters (12) mit einem Mosaik "Dionysos entdeckt Ariadne am Strand von Naxos". Vom Triumphbogen führt die ehe­malige Haupt­stra­ße, der Decuma­nus Ma­xi­mus zu dem Tangertor im Nordosten. Die breite Straße war gesäumt von Geschäften, vor denen Ar­kadengänge lagen, dem Einkaufsboulevard der Römer. Dahinter wa­ren prächtige Wohn­häu­ser mit jeweils schö­nen Mosaiken. Hinter den den Decumanus begrenzenden drei Bogen liegt das Haus des Herkules (14), benannt nach dem Mosaik „Die 12 Arbeiten des Herkules“.

Das Haus des Dionysus (15) zeigt die Entführung der Ganymede sowie die vier Jahreszeiten. Hier auch ein seltsam geformtes Wasserbecken. Der Palast des Gordian (16) ist zu erkennen an seinen aufrecht stehenden drei Bogen. Dies war der Sitz des Statthalters der Provinz. Er enthält mehrere schöne Mosaiken. Weiter auf diesem Weg folgt das Haus der Nereiden (19) mit einem Meeresnymphen-Mosaik am Rand eines schönen Beckens. Besonders schön sind auch die Mosaiken im Haus der Venus (20), "Diana im Bade" und "Die Entführung des Hylas".