Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Allein oder Gruppe

 

Allein nach Marokko?

Kann man alleine oder zu zweit Marokko erleben oder sollte man lieber in einer organisierten Gruppe reisen? Diese Frage ist nicht allgemein zu beantworten, denn dies hängt sehr stark von der Persönlichkeit des Reisenden ab. Ich kenne Marokko seit Jahrzehnten und muss feststellen, dass gerade die Deutschen, die noch in den 80er Jahren oft mit Rucksack und öffentlichen Verkehrsmitteln oder mit Geländefahrzeugen in Marokko anzutreffen waren, heute vorwiegend in einer Gruppe reisen und sich die gesamte Organisation der Reise abnehmen lassen.
Das ist sehr schade, denn das Land bietet so viel, das man mit einer Gruppe nicht erleben kann. Vor allem der Kontakt zu den Menschen fehlt, die neben der wundervollen Landschaft den Charme des Landes ausmachen. In einer organisierten Gruppe lernt man nur die Menschen kennen, die im Tourismus arbeiten, Reiseleiter, Hotelangestellte, Händler. Als Einzelreisender hat man die schönsten Erlebnisse gerade dann, wenn mal etwas schief geht.
Ich wollte auf einer Reise eine Piste von Ouarzazate nach Demnate fahren, die nicht in Karten markiert ist. Mit Hilfe des GPS war es kein Problem, die richtige Piste zu finden. Doch nach etwa 60 km kam ich an einen Bergpass, an dem alle Fahrzeugspuren endeten, hier war der Weg nur noch für Maultiere passierbar. Oder Motorräder. Ich drehte und fuhr in ein abseits gelegenes Dorf, um mich zu erkundigen. Das war natürlich DAS Ereignis für die Dorfkinder, dort kommt so gut wie nie ein Tourist hin. Alle stürzten auf mich zu, fragten nach "Stylo". Das kann schon aggressiv wirken. Doch gleich kamen Erwachsene angelaufen, beruhigten die Kinder und luden mich zum Tee ein. Es ging in ein kleines, aus Felssteinen erbautes Haus, man brachte mir sofort Teppiche und Kissen, damit ich auch nur richtig sitze, und brachte in Minutenschnelle ein Omelett, im Tajinetopf gegart, frisches Brot und dann den Tee.
Die Kinder der Familie, sieben an der Zahl, lugten neugierig durch die Tür und trauten sich nicht herein, aber zum Glück habe ich immer genug Spielzeug mit, rief sie herbei und versorgte sie mit Seifenblasen, Jojo und Kulis. Es war einfach unbeschreiblich. Auch habe ich immer einige Kleidungsstücke zum Verschenken dabei. Der Vater bot mir sofort an, als Ersatz für die unpassierbare Piste mich mit seinem Pferd dorthin zu bringen, aber ich wollte lieber zurückkehren. Der Abschied war herzlich, am liebsten hätten sie mich über Nacht dabehalten. Ich bekam noch hennenwarme Eier eingepackt und Mandeln aus dem eigenen Garten, ein Ablehnen war unmöglich. Und dann vertraute man mir noch die Großmutter an, die nach Ouarzazate zu ihrer Tochter wollte, weil sie den Arzt aufsuchen muss und kaum Gelegenheit hat, die weite Strecke zurückzulegen.
Ich habe auf meinen Fahrten mit Gruppenreisenden gesprochen, die ängstlich waren und glaubten, allein nicht zurecht zu kommen. Meine Erfahrung ist, dass zum alleine Reisen natürlich Selbstbewusstsein gehört. Reist man allein in ein fremdes Land muss man sich vorher ausreichend vorbereiten, die einschlägigen Reiseführer lesen und dann sicher und bestimmt, aber trotzdem freundlich auftreten. Wer Angst hat, dass hinter jeder Ecke eine Gefahr lauert, auf den wartet sie auch. Wer aber optimistisch eine solche Reise antritt und weiß was er will, der hat die wundervollsten Erlebnisse, von denen er noch lange zehrt.
Das schönste beim unabhängigen Reisen ist die freie Zeiteinteilung. Ich traf ein Pärchen, das mit Mietwagen unterwegs war, aber alle Hotels schon vorher gebucht hatte. Sie konnten noch nicht einmal das Abenteuer einer Übernachtung an den Dünen von Merzouga genießen, da das Reisebüro für sie nur Erfoud gebucht hatte und die Zeit für eine Fahrt dorthin nicht ausreichte. Erst während der Reise ergeben sich Dinge, Einladungen, Tipps von anderen Reisenden oder auch Wünsche, wo man schnell mal hin möchte. Daher sollte man völlig ohne Reservierungen das Land frei genießen.

Will man zum Abschluss dann noch einmal einige Tage in einer Stadt wie Marrakech oder Fes bleiben, empfiehlt sich nur für diese Zeit eine Reservierung. Im übrigen Land aber gibt es genug kleinere Hotels, die oft eine liebevolle Ausstattung und einen guten Preis bieten und die viel netter als die oft unpersönlichen 4-Sterne-Hotels sind.

Wer sich nun sofort allein auf den Weg machen will sollte zuvor mein Reisehandbuch Marokko bestellen, dort sind alle Informationen für eine solche Reise enthalten. Wer aber lieber den Schutz und Komfort eines Reiseveranstalters möchte kann bei mir kleine feine Reisen ab 2 Personen nach Marokko buchen, in einer Gruppe reisen Sie hier nicht, sondern haben einen Wagen mit Fahrer / Führer ganz für sich alleine.

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Frauen auf Reisen

Seit Jahren fahre ich allein nach Marokko und bekomme immer wieder den erstaunten Ausruf zu hören: "Allein? Wie mutig! Das ist doch viel zu gefährlich. Und langweilig."
All das stimmt nicht. In Marokko sind die Gefahren nicht größer als anderswo, die Schauermärchen von Frauen, die im Gewirr der Medina verschwinden, beruhen nicht auf Tatsachen. Die Marokkaner sind direkter, offener als Westeuropäer. Es ist nicht ungewöhnlich, dass mich ein Mann - sei es ein Polizeibeamter bei einer Straßenkontrolle oder ein Bankbeamter, mit dem ich beim Geldwechseln geplaudert habe - fragt: "Wollen Sie die Nacht mit mir verbringen?" Und wenn man auf eine so direkte Frage ebenso offen "nein" sagt, fragt man zwar "warum nicht", und es entsteht vielleicht noch eine Diskussion um die unterschiedlichen Frauen in Marokko und in Europa, aber die Ablehnung wird akzeptiert. Niemals habe ich erlebt, dass Gewalt eingesetzt wurde, Charme schon eher. Und wie sagte einmal ein Schiffsoffizier zu mir: "Wenn ein Mann sich eine Weile mit einer Frau unterhält und er macht ihr kein Angebot, dann muss sie sich doch für unattraktiv halten!"

In der Kleidung sollte man sich jedoch etwas zurückhaltend zeigen. Mit knappen Shorts und winzigen Tops fordert man die Belästigung geradezu heraus, das Gerücht von der Touristin, die nur der sexuellen Abenteuer wegen ins Land kommt, ist weit verbreitet. Keine Europäerin muss sich verschleiern, aber den Sitten des jeweiligen Ortes etwas anpassen. In Agadir ist offenherzige Kleidung noch geduldet, in Dörfern und vor allem im Fastenmonat Ramadan eine Herausforderung.
Und langweilig ist es auch nicht. Wohin ich auch komme, man ist interessiert, erkundigt sich nach dem Woher und Wohin und führt gerne Diskussionen über Europa. In keinem europäischen Land ist es so einfach, Kontakt zu den Menschen zu bekommen. Und als Frau hat man auch Zugang zu den Geschlechtsgenossinnen, die mich gerne in ihr Haus einladen, obwohl wir uns in dörflichen Gegenden nur mit Zeichen verständigen können.