Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Sousse

malerische Altstadt

Die Gouvernoratshauptstadt ist mit 440.000 Einwohnern nach dem Großraum Tunis und Sfax die drittgrößte Stadt des Landes, was sich im starken Verkehr und im Mangel an Parkplätzen bemerkbar macht. Ihr arabischer Name "Soussa" heißt übersetzt "Seidenraupe". Eine malerische Altstadt und ausgedehnte Sandstrände machen Sousse zur wichtigen Station jeder Rundreise und zu einem idealen Standquartier. Die zentrale Lage ist ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge ins ganze Land. Im nördlichen Strandbereich wurden riesige Hotelkomplexe gebaut, in Port El Kantaoui entstand eine ganz auf den Tourismus ausgerichtete Stadt mit Jachthafen und Golfplatz und auch im südlichen Bereich mit dem Flughafen Monastir-Skanes entstanden viele neue Hotels.

TIPPS ZUR STADTBESICHTIGUNG

Medina-Rundgang
Sehenswürdigkeiten bietet einzig die stark befestigte Altstadt, die sich vom Hafen aus malerisch den Hügel hinanzieht. An der tiefsten Stelle, dem Platz Ferhat Hached, ist der Mauerring während des letzten Krieges zerstört worden. In der verkehrsreichen Innenstadt ist noch am ehesten bei der Metro-Station am Hafen ein Parkplatz zu finden, an der Kasbah ist ein gebührenpflichtiger Parkplatz. Am Platz Ferhat Hached ist der Haupteingang zur Medina.
Gleich zu Beginn fällt die imposante Große Moschee (Freitag geschlossen) ins Auge, die im 9. Jh. unter den Aghlabiden nach dem Vorbild der Okba-ibn-Nafi-Moschee in Kairouan erbaut wurde. Wie in Tunesien üblich kann der Besucher nur den Innenhof betreten, der an drei Seiten von einer Galerie mit in Stein gehauenen Koransuren umgeben ist. Die beiden Ecktürme wurden in kriegerischen Zeiten als Beobachtungsposten genutzt. Wer nur leicht bekleidet kommt, muss eine Djellabah ausleihen.

Gegenüber ist der Ribat (Sommer 8 - 19 Uhr, Winter 8.00 - 17.30 Uhr) vom Ende des 8. Jh. Wer nicht beide Gebäude besichtigen möchte sollte den Ribat vorziehen, da sich vom Turm ein unvergleichlicher Ausblick bietet und auch die Möglichkeit gegeben ist, ein schönes Foto von der Moschee und der Altstadt einzufangen.
Als Kloster und Festung zugleich diente er den frühen Glaubenskämpfern zur Verteidigung ihres eroberten Gebietes. Im Jahr 821 wurde der hohe, runde Wachtturm hinzugefügt, der eine Sichtverbindung und Nachrichtenaustausch mit Monastir ermöglichte. Auch in Hergla gab es einen solchen Signalturm, von dem heute nichts mehr übrig ist. Als 859 auf der höchsten Stelle der alten Stadt die Kasbah gebaut wurde, verlor der Ribat seine Bestimmung und wurde als Gebetsraum genutzt, er verfiel immer mehr. Ab dem frühen 18. Jh. fanden umfangreiche Renovierungen statt, doch im 2. Weltkrieg wurde er schwer zerstört. Noch unter den Franzosen wurde der Ribat in seinem ursprünglichen Aussehen wiederhergestellt. Vom Signalturm aus hat man einen hervorragenden Blick über die Stadt. Vom Turm in Blickrichtung Kasbah kann man das fayencengeschmückte Minarett der türkischen Zaouia Zoukak erkennen. Die ehemalige Koranschule aus dem 18. Jh. wird heute nur noch als Moschee genutzt und ist über die Straße gleich vor dem Ribat zu erreichen. In den kleinen Gassen hinter dem Ribat sind einige einfache Hotels und gute Restaurants.

Die Souks
Oberhalb der Großen Moschee beginnen die Souks. Als Mittelpunkt eines Fremdenverkehrszentrums kann man nicht erwarten, eine unberührte orientalische Medina zu finden. Die Rue de l'Angleterre ist in ihrem unteren Teil noch auf den Bedarf der Einwohner ausgerichtet. Erst der gedeckte Souk mit einem Kaffeehaus zu Beginn und die parallel verlaufende Rue de Paris sind angefüllt mit Souvenirläden. Und doch ist ein Bummel durch die Gassen sehr reizvoll. Wer den typisch orientalischen Markt genießen möchte, lässt sich am besten einfach im Gewühl treiben. Man wird regelrecht gefangen genommen von einer Vielzahl von Gerüchen, Geräuschen, von Farben und Eindrücken. Die Souks gliedern sich in verschiedene Abschnitte, in denen die einzelnen Zünfte ihre Werke und Waren vorstellen. So gibt es einen Parfum - Souk, einen Tuchmacher - Souk, einen Gewürz - Souk usw. Das Museum Dar Essid vor der Kasbah-Mauer ist ein kleines Volkskundemuseum, das das Leben und Wohnen einer reichen Familie in der Stadt veranschaulicht. Es ist von Mo - Do sowie Sa von 9.30 - 13.00, 15.00 - 17.30 Uhr, am Sonntag von 10.00 bis 14.00 Uhr geöffnet.
Beide Hauptadern kreuzt der Souk El Reba, das Viertel der Juweliere, die Schmuckhändler bieten Goldketten mit dem Namenszug in Arabisch für wenige Dinar an. Ein Wegweiser zeigt zur Kalaout el-Koubba, einem tiefer liegenden, massigen Steingebäude mit gerippter Kuppel ungeklärter Bestimmung. Die Orientierung ist relativ einfach, da alle ansteigenden Wege zur oberen Stadtmauer führen und die absteigenden zum Ausgangspunkt zurück. Die Rue Souk el Caid führt mit vielen Treppenstufen direkt zum Bab el-Gharbi. Dort innerhalb der Mauer nach links liegt im Gelände der Kasbah ein Gefängnis, vor dessen Toren am Morgen Scharen von Frauen warten, um die dort einsitzenden Angehörigen zu sehen und ihnen etwas zu essen zu bringen; davor eine Großbäckerei. Die Kasbah entstand 859 zur besseren Verteidigung der Hafenstadt, erhalten ist nur der Eingang mit den Mauern und ein Turm. Das Gebäude wird noch immer militärisch genutzt und ist bis auf das Museum im Erdgeschoss nicht zugänglich.
In der Medina gibt es viele hübsche Cafés, das schönste allerdings ist das Café El Kasba. Es wurde 2004 neu eröffnet in einem renovierten Altstadthaus auf vier Etagen, ausgestellt wurden viele alte Werkzeuge und Gerätschaften, so dass es mehr Museum als Café ist. Dort gibt es eine große Auswahl an Kaffee und Tee sowie köstliche kleine Törtchen. In Zukunft soll auch tunesische Küche angeboten werden.
Zum Museum geht es jedoch der Stadtmauer nach links. Das Archäologische Museum ist geöffnet Sommer 9 - 12, 15 - 18.30 Uhr, Winter 14 - 17.30 Uhr, Mo. + Fr. geschlossen. Es werden Funde aus punischer, römischer und christlicher Zeit ausgestellt. Die Phönizier hatten auf dem Gelände der heutigen Moschee einen Tophet wie in Karthago, auf dem Kinder als Opfer für die Schutzgöttin Tanit verbrannt wurden. Ab dem 4. Jh. wurden hier im Gegensatz zu Karthago aber fast nur noch Tieropfer dargebracht. Ein eigener Saal ist den gefundenen Grabstelen und Urnen gewidmet. Die römischen Mosaike sind ebenso bedeutend wie die im Bardo aufbewahrten.
Zu den Katakomben geht es vorbei an dem Kasbah-Eingang etwa 1 km auf der Straße nach Sfax bis zum Kreisverkehr, dann rechts ab noch etwa 500 m bergauf. Der Eingang ist bei einem kleinen Park, geöffnet täglich 9 - 12, 15 - 18 Uhr. Es handelt sich um eine christliche Gräberanlage aus dem 2. bis 4. Jh., die erst 1888 von den Franzosen entdeckt wurde. Das Stollensystem hat eine Länge von 5,5 km und weist etwa 15.000 Grabstätten auf, aber nur ein kleiner Teil ist begehbar. Die in Tücher gewickelten Toten wurden in Wandnischen beigesetzt, die mit Steinplatten verschlossen wurden.

Neustadt
Während am Tage in der Medina ein lebhaftes Gewimmel herrscht, zieht es Einwohner und Fremde abends in die Neustadt. Über den zentralen Platz Ferhat Hached verlaufen noch die Schienen der Eisenbahn, die früher laut pfeifend mehrmals am Tag ungesichert über den belebten Platz fuhr, aber seit kurzen gibt es eine Umgehungsstrecke (der Bahnhof in Al-Qala'a as-sughra wurde ausgebaut, und von dort fahren die Züge nach Süden jetzt östlich an Sousse vorbei). An diesem Platz liegt das Büro des Syndicat d'Initiative, das allerdings nur wenige Informationen bietet. Ausländische Zeitungen gibt es gleich daneben. Die hier beginnende Avenue Habib Bourguiba ist die Hauptgeschäfts- und Amüsierstraße mit Banken, Post, Kinos, Straßencafés und Geschäften. Eine geruhsame Rast ist in den Terrassencafés allerdings nicht möglich, Straßenhändler bieten unaufhörlich Ketten und Kamele, Zigaretten und Nüsse an.
Gleich zu Beginn der Habib Bourguiba ist links das ONTT-Büro, das wesentlich bessere Informationen über die Stadt anbietet, z.B. einen Plan von Sousse mit Lage der Hotels. Die Hotelzone beginnt schon in der Innenstadt. Besonders schön gelegen ist das Hotel Abou Nawas Boujaafar. Über eine breite Treppe erreicht man die erste Etage und findet dort einen herrlichen Swimmingpool, von dem aus man eine kleine Badebucht erreicht. Gegenüber dem Hotel ist der Vogelpark, ein kleines Freizeitgelände mit vielen Tieren, Café mit deutschen Kaffee und Kuchen sowie ein Kinderspielplatz.
Am Hotel Boujaafar beginnt die breite Strandpromenade Boulevard Hedi Chaker mit der Hotelzone, hier direkt am Meer entlang, ideal zum bummeln. Gäste der Hotels an dieser Straße müssen zum Strand diese Straße überqueren. Parallel dazu ist der Boulevard de la Corniche mit unzähligen Restaurants, Cafés, Nightclubs, Autovermietern und Tour Operators. Wer in Sousse wohnt braucht sich nicht zu langweilen. Der Strand ist zwar öffentlich, aber die Hotels haben jeweils eigene Abschnitte mit Liegen und Sonnenschirmen, auch die Hotels in der Parallelstraße. Nach dem Komplex des El Hana-Hotels verlässt die Straße den Strand und mündet in die Avenue 7 Novembre, alle Hotels an dieser Straße haben dann direkten Strandzugang.
An der Route de la Corniche ist auch das kleine Olivenbaum-Museum (in Höhe des Abou Nawas nejma-Hotels). Dort kann alles rund um die Olive und die Herstellung des Olivenöls besichtigt werden, die noch heute ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor des Landes ist:
Museum L´Olivier, an der Ecke Route de la Corniche/Bd Victor Hugo, Tel. 73 229 351 (www.musee-olivier.com). Historische Bedeutung der Ölbäume, Bearbeitung der Äcker, Olivenernte, Baumschnitt, Pressung, traditionelle Aufbewahrung und Lagerung des Öls. Weiter gibt es einen Raum, in dem die traditionelle Ehezeremonie eines Landwirtes dargestellt wird. Auf der Terrasse kann man sich dann ausruhen und Oliven mit Fladenbrot essen.
Nach Norden setzt sich die Strandpromenade nahtlos über Hammam Sousse bis nach Port El Kantaoui und Chott Meriem fort. Während die Bebauung in Sousse noch dicht an dicht ist, die Promenade vollgestopft mit Hotels, Restaurants und Boutiquen, wird es bei Hammam Sousse schon wesentlich aufgelockerter. Hier wurde 1936 Zine Al-Abidine Ben Ali geboren, der abgesetzte Staatschef.