Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Bulla Regia

Bedeutende römische Ausgrabungsstätte

ist eine der bedeutendsten archäologischen Stätten Tunesiens. Rechts der Straße zunächst das kleine, wenig interessante Museum mit zwei Räumen. Im ersten sind Funde aus der numidischen Zeit mit einem Lageplan der damaligen Stadt. Im zweiten Stücke aus der römischen Zeit mit dem entsprechenden Lageplan. Ein vorzüglicher Führer ist Mohammed, nach dem Sie im Museum fragen können. Preis vorher aushandeln. Die Ruinenstätte ist geöffnet von 8.30 - 17.30 Uhr, 1.5. - 31.8. 8 - 19 Uhr

GESCHICHTE
Die punische Gründung wurde um 150 v. Chr. von dem Berberkönig Massinissa erobert und zur Hauptstadt des numidischen Reiches. Ab 50 n. Chr. kamen die Römer und gestalteten die Stadt, deren Wohlstand durch das fruchtbare Umland bedingt war, mit Forum, Tempeln, Thermen und Wohnhäusern aus. Das Baumaterial kam aus den nahen Bergen, der Marmor aus Chemtou und Granit aus England. Die Besonderheit von Bulla Regia sind die besonders gut erhaltenen Wohnhäuser, die einen guten Eindruck von dem Leben der reichen Bürger vermitteln. Zum Schutz vor der glühenden Sonne besaßen die Häuser eine ausgebaute Sommerwohnung im Souterrain, einzigartig in der römischen Architektur. Im Erdgeschoss waren die quadratisch angelegten Häuser von einem Säulengang (Peristil) umgeben, der Licht genug einfallen ließ, aber direkte Sonneneinstrahlung verhinderte. Im Souterrain liegen die Wohnräume an einem Säulenatrium, Springbrunnen, Mosaike, Nischen, Apsiden und Muschelgewölbe waren dekorativ verteilt. Die tragenden Mauern des Souterrain waren bis zum Obergeschoss hochgezogen.
Mit dem Einfall der Araber wurde die Stadt zerstört, nur noch wenige Menschen blieben in ihren Mauern. Nach dem Eindringen der Beni Hillal-Nomaden im 11. Jh. war der Untergang besiegelt.

RUNDGANG
Der Eingang zum Ruinengelände ist gegenüber dem Museum, eine gute Beschilderung zeigt die wichtigen Plätze an. Geradeaus beginnt ein Weg, an dem links Zisternen (1) und auf dessen rechter Seite die gewaltigen Thermen der Julia Memmi liegen. Der etwa 189 n.Chr. von einer wohlhabenden Bürgerin gestiftete Bau ist ein schönes Beispiel einer städtischen Badeanlage. Ein etwas erhöht liegender Portikus schließt die Thermen zur Straße hin ab, ihm öffnen sich kleine Räume, evtl. waren es Läden. Durch das Vestibül gelangt man zur etwas tiefer gelegenen Thermenanlage mit symmetrischem Grundriss. Auf den Auskleideraum folgt das Kaltbad mit einem mosaikgeschmückten Fußboden. Rechts und links schließen sich Gymnasium und verschieden temperierte Bäder an.

1 Zisternen
2 Alexanderkirche
3 Tempel der Isis
4 Aussichtshügel
5 Jagdhaus
6 Neues Jagdhaus

Dahinter stoßen wir auf Reste des gepflasterten Decumanus, der exakt von West nach Ost verläuft. Links, nach Ende der Straße, ist die gut erhaltene byzantinische Festung, die Fernsehantenne zeigt an, dass sie noch heute bewohnt ist. Weiter nach vorne liegen weitere Zisternen.
Wenn man der Straße nun zurück folgt, kommt man vorbei am Hauptportal der Thermen und kann schöne Bodenmosaiken erkennen.

Die dahinter liegenden Wohnhäuser zeigen schon eine wichtige Besonderheit dieser Stadt. Die zweistöckigen Häuser hatten eine Etage zu ebener Erde, eine weitere in einem Tiefgeschoss. So erhielt man auf dieser sonnendurchfluteten Ebene natürlich klimatisierte, wunderbar kühle Wohnräume. Am Straßenrand folgt ein Säulenhalbrund, dessen ursprüngliche Bestimmung noch nicht ganz geklärt ist, evtl. handelte es sich um eine Bibliothek. Kurz danach ein schöner Fußboden mit eingelassenem Brunnen. Hinter der Straßenkreuzung folgt der Tempel der Isis (3) und das mächtige, noch gut erhaltene Theater.

An der Kreuzung nach oben liegt links der Markt, dann geht es über einige Treppenstufen zum Forum, die Pflasterung ist noch nicht vollständig ausgegraben. Über die Straße am Kapitol, vorbei an einem noch wenig freigelegten Wohnviertel, stößt man auf eine weitere Gasse. Dort hoch kommt man zum Aussichtshügel (4) und zu den schönsten Gebäuden der Stadt, in denen sehr gut die Tiefgeschosse zu besichtigen sind. Die Häuser wurden wie üblich nach den Motiven der dort gefundenen Mosaike benannt, die schönsten befinden sich im Bardo-Museum in Tunis. Das Jagdhaus (5) ist an seinen roten Säulenstümpfen gut erkennbar, beim Bau der prächtigen Anlage waren mehrere kleinere Wohnhäuser zusammengelegt und umgebaut worden. Über eine original erhaltene Treppe kommt man zum fünf Meter tiefer gelegenen Untergeschoss. Dort ist ein von korinthischen Säulen umgebener Innenhof und schöne Bodenmosaiken. Neben den Schlafzimmern, zu erkennen an kleinen, mosaikgeschmückten Plattformen für die Betten, ist ein großer, ebenfalls mit Mosaiken geschmückter Speisesaal. Interessant ist das Belüftungssystem der Schlafzimmer: In die Wände sind Röhren eingelassen, über die aus einem umlaufenden Schacht der Luftaustausch erfolgte.
Das Fischerhaus ist erkennbar an seinen Bogengängen und einem halbrunden Wasserbecken und gehört zu den besterhaltenen Gebäuden. Um den säulengeschmückten Innenhof im Untergeschoss verläuft eine aus Tonnengewölben gebildete Galerie, von der mehrere Räume abgehen. Auf dem Namen gebenden Mosaik ist ein fischreiches Meer mit Fischern als Liebesgötter und Enten dargestellt.
Von dort weiter bergauf gelangt man zum Haus der Amphitrite mit den schönsten Mosaiken. Spätestens hier, nach einer erschöpfenden Besichtigung unter knalliger Sonne habe ich mir auch ein solch herrlich kühles Wohnhaus unter der Erde gewünscht. Die Römer verstanden zu leben, die Kultur eines solchen Hauses ist gut nachzuempfinden. In einer Ecke unweit der schönsten Mosaike ist ein Wasserloch, mit Wasser besprengt werden die Fotos noch einmal so schön.
Wieder zurück auf der Straße zu den Thermen kommt man noch am Schatzhaus vorbei, das seinen Namen durch den dort gefundenen byzantinischen Münzschatz erhielt, der vermutlich wegen dem Einfall der Araber vergraben wurde. Im Souterrain ist ein gut erhaltenes geometrisches Mosaik. Etwas versetzt dahinter auf einer Anhöhe Reste einer Basilika aus dem 6. Jh. mit Marmorsäulen, einem Taufbecken sowie einem Mosaik mit Fischen und Vögeln.
Ein kühler Schluck im Museums-Café tut jetzt sicher Not, auf dieser Straßenseite liegen die südlichen Thermen und die Alexanderkirche (2).