Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Tanger

Das Tor zu Marokko

Tanger - HafenAn der Schnittstelle der Kulturen, dort, wo Mittelmeer und Atlantik zusammentreffen, erstreckt sich Tanger in einer wundervollen Bucht. Die Stadt war immer das wahre Eingangstor zu Afrika, doch wurde ab dem Jahr 2010 der alte Stadthafen durch den neuen Hafen Mediterranée östlich außerhalb der Stadt. Wer mit dem Schiff anreiste, hatte einen herrlichen Blick auf die malerische Stadt, deren weiße Häuser die grünen Hügel hinaufklettern, zu ihren Füßen ein Meer, wie es blauer nicht sein könnte. Seit König Mohammed VI es sich zur Aufgabe gemacht hat, den Norden Marokkos auszubauen, hat die Stadt neuen Glanz bekommen.

Stadtrundgang
Vom Stadthafen her führt entlang des Meeres die sauber gestaltete Strandpromenade Mohammed VI vorbei an dem alten Bahnhofsplatz und vielen Cafés. Sie zieht sich bis Malabata hin, dem Strand- und Vergnügungsviertel der Stadt mit vielen neuen Hotels, Discos, Restaurants und Cafés. Von der Hafenpromenade führt die Rue Salah Eddine El Ayoubi mit zahlreichen einfachen, aber recht hübschen Pensionen durch die Altstadt mit dem Gemüsemarkt zur Rue de la Liberté, die die Altstadt mit dem modernen Stadtzentrum verbindet. In dieser Straße liegt das Hotel El Minzah, die schönste und nobelste Herberge der Stadt. Lord Bute, ein spleeniger Engländer, kaufte 1928 das prächtige Terrain mit Blick über die weite Bucht von Tanger und erbaute das einmalige "El Minzah" im spanisch-maurischen Stil, mit Innenhöfen mit Springbrunnen und Mosaiken, Palmen, Gartenanlagen und natürlich Pool und Piano-Bar, die Bedienung trägt Pluderhosen, Fez und Babuschen. Alles, was Rang und Namen hat, gibt sich auch heute noch hier ein Stelldichein. Es kamen Winston Churchill, die Filmschauspielerin Rita Hayward, der spanische König Juan Carlos und viele andere. In den 80er Jahren war das Hotel heruntergekommen, hatte an Glanz verloren, bis es nun renoviert wurde und das alte Flair zurück erhielt.
Am Minzah vorbei Richtung Neustadt folgt die Place de France mit dem bereits 1920 eröffneten und immer noch beliebten Café de Paris. Der Platz wird auch als Platz Mohammed V bezeichnet. Dort beginnt der Boulevard Pasteur, die wichtigste Ader der Neustadt mit großen Cafés, in denen man schon mal einen der vielen in Tanger lebenden Künstler beim Pfefferminztee sitzen sehen kann. Am Boulevard Pasteur ist auch die große, kanonengeschmückte Aussichtsplattform Terrasse des Paresseux, von der man einen herrlichen Blick über die Bucht hat. Es warten Fotografen und Schuhputzer auf Kundschaft.
Von der Terrasse aus wie auch von etlichen anderen Aussichtspunkten kann man das Theatro de Cervantes erblicken, das an exponierter Stelle über die Bucht ragt. Es liegt in einer unbedeutenden Seitenstraße, die noch immer nach der Frau des Architekten benannt ist, Calle Esperanza Orellana. Dieses ehemalige spanische Theater mit seiner Art Deco Front und einer imposanten Glaskuppel ist heute leider geschlossen und verfällt langsam.
Vom El Minzah dagegen Richtung Altstadt führen schmale Gassen und Treppenstufen vorbei an der Großen Moschee in das Gewirr der Medina. Die Moschee, die im 17. Jh. begonnen und im 19. Jh. erweitert wurde, hat ein sehenswertes gekacheltes Hauptportal und ein geschnitztes und bemaltes hölzernes Vordach. Hinter der Moschee gewährt eine Aussichtsterrasse einen Überblick über den Hafen und die Befestigungsanlagen aus portugiesischer Zeit.
Weiter geht es zum Grand Socco, angeblich auf den Grundfesten des einstigen Forums von Tingis erbaut. Dieser zentrale, früher sehr lebhafte und mit Autos verstopfte Platz der Altstadt wurde im Jahr 2006 völlig umgestaltet, vom Verkehr bereinigt und mit einer schönen Anlage versehen. Um den Grand Socco ist alles Notwendige zu finden, einfache Hotels, öffentliche Duschen (denn die Hotels dort haben meist kein warmes Wasser), Restaurants, Bank und alle Arten von Geschäften. Überragt wird der Platz vom schönen, mit bunten Kacheln geschmückten Minarett der Moschee Sidi Bou Abid aus dem Jahr 1917.
Von der Place de France kann man auch über die oberhalb des französischen Konsulates verlaufende Rue de Hollande zum Grand Socco gelangen, dann kommt man vorbei an dem neuen Komplex Istiraha mit dem 4-Sterne-Hotel Dawliz, den Restaurants Relais de Paris und Mogador, einer Disco, einem McDonald, Bank, einem Internetcafé sowie einem Kino. Hier ist auch ein bewachter Parkplatz. Etwas weiter links liegt die anglikanische Kirche St. Andrew, in der Malereien von Matisse zu finden sind. Jeden Sonntag wird ein Gottesdienst abgehalten.
Die Orientierung in der Medina ist relativ einfach: Bergaufwärts kommt man immer zur Innenstadt und zur Kasbah, bergabwärts zum Hafen. Hinter dem großen Tor am Grand Socco beginnt die zur Kasbah führende Rue d'Italie, die sich dann unter dem Namen Rue de la Kasbah den Berg hinauf windet. Zunächst sind dort vor allem Geschäfte für den täglichen Bedarf der Stadtbewohner. Am Ende steigt die Straße steil an, die ehemals breiten Stufen wurden in der Mitte für den Autoverkehr geglättet. Durch ein Tor betritt man die Kasbah, vor der bereits Führer bereit stehen. Der Rundgang ist jedoch gut alleine möglich. Hier gibt es auch mehrere Riads mit Gästezimmern.
Geradeaus führt die breite Rue Riad Soltane vorbei am Riad Tangerina zum Café Détroit mit einem weiten Blick auf den Hafen und die Bucht von Tanger. Es wurde in den 60er Jahren von dem Beatnik Gysin als Auftrittsort für die nahe Tanger lebenden Jajouka-Musiker errichtet, von denen sich auch die Rolling Stones inspirieren ließen; der Name kommt von dem französischen Wort für "Enge", hier Meeresenge. Die Straße endet an der Place de la Kasbah mit dem Dar el-Makhzen.
In diesem früheren Sultanspalast ist heute ein Museum für Marokkanische Volkskunst und Archäologie (9 - 13, 15 - 18.00 Uhr) untergebracht. Im Eingangsbereich des Dar el-Makhzen befindet sich die Schatzkammer Moulay Ismails. Im Hauptbau sind die verschiedenen landestypischen Kunsthandwerksprodukte, nach Regionen geordnet, zu bewundern. Das Spektrum der Schaustücke reicht von intarsienverzierten Waffen und Töpferwaren aus dem Norden, über Teppiche aus Rabat, bis zu Schmuck, Keramik, Holzschnitzereien, Musikinstrumenten und traditionellen Kleidern. Im prunkvollen Fes-Saal sind alte Koranhandschriften und typische Feser Keramik zu besichtigen. Im Nebengebäude in den alten Küchenräumen des Palastes sind die archäologischen Kostbarkeiten untergebracht. So werden sowohl frühgeschichtliche Funde als auch zahlreiche Exponate aus der römischen Epoche gezeigt. Im ersten Stock findet man geschichtliche Darstellungen aus der Herrschaftszeit der Portugiesen, der Engländer und der marokkanischen Sultane sowie aus der jüngeren Geschichte Tangers. Ein Gemälde des französischen Malers Delacroix ist ebenfalls zu sehen. Der Saal Nr. 3 ist antiken Bestattungsriten gewidmet, sogar ein karthagisches Grabmal in Originalgröße ist ausgestellt. In den Sultansgärten, die man von Norden her über die Rue Riad Sultan erreicht, sind ebenfalls zahlreiche antike Stücke zu besichtigen.