Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Tunis

Hauptstadt von Tunesien

Die tunesische Hauptstadt liegt im Nordosten des Landes am Golf von Tunis, vom Meer getrennt durch eine Lagune und den flachen Binnensee El Bahira, in dessen Mitte eine winzige Insel die Ruinen eines ehemals spanischen Kastells trägt. Direkt an der Küste sind die Vorstädte La Goulette mit dem großen Hafen, der Industrieort Le Kram, der Villenvorort Karthago mit Ausgrabungsstätte und Präsidentenpalast, das malerische Künstlerdorf Sidi Bou Said und die Badeorte La Marsa und Gammarth. Sie sind mit der Stadt durch einen Damm verbunden, auf dem eine Autostraße und die Trasse der Schnellbahn verläuft. Tunis hat etwa eine Million Einwohner, im Großraum mit allen Vorstädten leben aber 2,28 Millionen Menschen.

TIPPS ZUR STADTBESICHTIGUNG
Geschäftszeiten 9 bis 18.30 Uhr, Sonntag geschlossen
Die Besichtigung ist am besten zu Fuß möglich. Jeder Tag endet in einem unübersehbaren Verkehrschaos, Parkplätze sind kaum verfügbar, erst recht nicht bewacht, Parksündern wird unerbittlich eine Kralle an die Räder montiert. Sollte Ihr Auto wegen falschen Parkens abgeschleppt worden sein, so können Sie es gegen Entrichtung einer Gebühr von etwa 30 TND bei der "Fourrière" auslösen.
Der öffentliche Nahverkehr ist sehr gut ausgebaut, es gibt Busse und die - überirdische - Metro. Außerdem die alle 20 Minuten verkehrende TGM-Bahn (TGM = Tunis - La Goulette - La Marsa), vor mehr als hundert Jahren von den Italienern gebaut. Sehr bequem und billig sind die Taxis, die man per Handzeichen rufen kann. Sie haben einen Taxameter, eine Fahrt quer durch die ganze Stadt kostet kaum mehr als 2 TND. Ab 21 Uhr wird ein Nachtzuschlag von 50 % erhoben. In der Touristeninformation ist ein genauer Stadtplan von Tunis und speziell von der Medina kostenlos erhältlich.

1 Theater
2 Markthalle
3 Moschee Sidi Mehrez
4 Dar El Bey
5 Moschee Youssef Dey
6 Tourbet El Bey
7 Dar Ben Abdallah
8 Moschee Ez-Zitouna
9 Moschee Hammouda Pascha
10 Jugendherberge

Neustadt
Zentrale Ader der Neustadt ist die Avenue Habib Bourguiba, die auch nach dem Sturz des greisen Staatschefs ihren Namen nicht verloren hat. Anders erging es seinem Reiterstandbild auf der Place d'Afrique (heute Platz 7. November) am östlichen Ende, es wurde nach Ben Ali's Machtübernahme entfernt und durch eine Uhr auf einem Betonsockel ersetzt. Die Prachtstraße beginnt am Lac (See) de Tunis, dort ist der Bahnhof des TGM-Zuges. An der Kreuzung mit der Avenue Mohammed V liegt die Hauptverwaltung des ONTT (Office Nationale du Tourisme Tunisien). Dahinter erhebt sich die umgekehrte Pyramide des Hotel du Lac. In der Avenue Mohammed V ist das ONAT-Artisanat, eine große, staatliche Ausstellung mit Waren des traditionellen Kunstgewerbes. Diese haben Festpreise, eine gute Gelegenheit, sich über die Preise zu informieren. Gegenüber ist die Galerie Yahia, in der regelmäßig Gemäldeausstellungen gezeigt werden.
An der Avenue folgt nun die "Dachilia", das gut bewachte Innenministerium ist der Ort, an dem die Politik im Lande bestimmt wird. Danach das 22-stöckige Luxushotel Africa. Ferner gibt es eine große Anzahl von kleineren Hotels, Reisebüros, Banken, Galerien, Autovermietungen, Kinos und Cafés mit einer baumbestandenen Promenade in der Mitte. Diese erinnert mit ihren Blumenständen und Kiosken - es gibt auch ausländische Zeitungen - ein wenig an die Champs Elysée von Paris. In den Baumwipfeln treffen sich am Abend Hunderttausende von Staren zu einem Höllenkonzert. Am späten Nachmittag ist diese Promenade ein beliebter Flanierboulevard der Einheimischen wie der Touristen.
An der Kreuzung mit der Avenue de Carthage ist auf der Promenade ein Kiosk des ONTT, dort gibt es einen guten Stadt- und Medinaplan. Kurz danach das von den Franzosen erbaute Stadttheater (1), in dem beachtliche Inszenierungen gezeigt werden. Ein Besuch in diesem Jugendstil-Palast mit seinen roten Plüschsesseln hat auch seinen Reiz, wenn man die arabische Sprache nicht versteht. Theater hat im Land bereits eine Tradition, das erste tunesische Drama wurde im Jahr 1911 aufgeführt. Das Colisée auf der anderen Straßenseite ist ein Treffpunkt der tunesischen Jugend. In der Ladenpassage gibt es außer einem Kino vor allem ein großes Café, hinter dessen dezenten Vorhängen sich die männlichen Einwohner in der Dämmerstunde zum Bierkonsum treffen. Etwas weiter das El Hana International, das zweite große Hotel des Boulevards mit einem beliebten Café und der Disco Joker. Die breite Avenue Habib Bourguiba endet am Place de l'Indépendance mit einer Statue des berühmtesten Sohnes der Stadt, des Philosophen und Historikers Ibn Khaldoun.

Gegenüber die neoromanische Kathedrale St. Vincent-de-Paul aus dem Jahr 1882, in der täglich katholische Messe gelesen wird. Die Avenue de France als Fortsetzung ist schmaler, an ihr liegt die französische Botschaft. Viele der Gebäude stammen noch aus der Kolonialzeit, in einem ist das Magasin Générale, ein Kaufhaus mit mehreren Etagen. Unter den Arkaden haben Schuhputzer schon recht etablierte Stationen mit Batterien von Bürsten und Cremes aller Farben. Die Grenze zwischen Alt- und Neustadt schließlich ist die Porte de France oder Bab Bhar (Meerestor). Rechts dahinter die englische Botschaft in einem weißgrünen Haus im andalusischen Stil. Aber nicht nur die breite Hauptader, auch die Seitenstraßen sind überaus belebt. Tunis ist ein richtiges Einkaufsparadies mit einfachen und eleganten Läden. Die Hauptgeschäftsstraße ist die Rue Charles de Gaulle. Dort ist die Kaufhalle Monoprix (Mo. - Sa. 8.30 - 19 Uhr) mit recht günstigen Preisen und Alkoholverkauf, letzterer allerdings nicht am Freitag. Gegenüber in der bekannten Patisserie Ben Yedder in reicher Auswahl köstliche Torten und Gebäck, die jeder Tunesier heiß und innig liebt. Etwas weiter folgt die große, nur vormittags geöffnete Markthalle (2) mit einem unübersehbaren Angebot an Obst, Gemüse, Fleisch und Fisch. Auch ausländische Wurst und Käse sind zu haben. In der gleichen Straße liegt die Hauptpost mit dem Musée des Timbres, einer interessanten Sammlung von historischen Postutensilien und Briefmarken. Der Eingang zum Museum liegt in der Rue Gamal Abdel Nasser, es hat die gleichen Öffnungszeiten wie die Post. Einen Besuch wert ist die Parallelstraße zur Habib Bourguiba, die Rue Yougoslavie, da dort und in der kleinen Seitenstraße Ibn Khaldoun viele preiswerte Restaurants und Hotels sind.
In der Avenue de Paris liegt das französische Kulturzentrum mit Bibliothek und das Hotel Majestic. Fortsetzung ist die Geschäftsstraße Avenue de la Liberté, gegenüber dem schwerbewachten Rundfunksender ein moderner Monoprix-Supermarkt. Die Straße endet am Belvédère-Park, einem beliebten Sonntagsausflugsziel. Dort ist der Zoo, im Winter geöffnet 9 - 17 Uhr, im Sommer 9 - 19 Uhr, 300 M, Fotos 100 M. Eingang an der Südspitze neben einem kleinen See mit hübschem Gartencafé. Von der Koubba auf dem Hügel, einem Pavillon aus dem 18. Jh., bietet sich ein schöner Blick über die Stadt. Im Park ist außerdem das Museum für moderne Kunst, in dem Werke zeitgenössischer tunesischer Maler ausgestellt sind.
Am Bab Souika, nordöstlich der Medina, ist das Halfaouine-Viertel völlig neu entstanden. Dieser Bezirk, der seinen Namen von den früher dort ansässigen Halfagrasmatten-Flechtern erhielt, war vor Jahren einer der schlimmsten Stadtteile mit abbruchreifen Häusern. Die wichtige Durchgangsstraße wurde teilweise unter die Erde verlegt, die verfallenen Häuser abgerissen, andere saniert. So entstand ein beeindruckendes Wohn-, Büro- und Geschäftsviertel im islamo-arabischen Stil in den Farben weiß und grün. Das alte Mausoleum des 1022 gestorbenen Medina-Schutzheiligen Sidi Mehrez (3), einem Beschützer der Armen, zu dem vor allem junge Frauen kommen, die einen Ehemann suchen, wurde in die moderne Konstruktion integriert. Leider ist Nichtmoslems der Zutritt zu dieser prächtigen Grabstätte nicht gestattet, obwohl auch unter den Touristinnen wohl so manch ein heiratswilliges Mädchen sein mag. Im Jahr 1991 hat der Rat der arabischen Wohnungsbauminister Tunis für dieses Projekt mit einem Preis geehrt. Besonders stolz ist man darauf, dass nur einheimisches Material und Technik verwendet wurden.

Medina
Traditionell entstand eine arabische Stadt um die zentrale Moschee herum mit den Häusern und Läden der Gewerbetreibenden und Handwerker. Unmittelbar am Gotteshaus die Buchhändler und Parfümhersteller, dann die Arzneimittelhersteller, Weber und Tuchhändler sowie die Schneider, dann die Lebensmittelhändler und Obstverkäufer und etwas entfernt wegen dem Lärm, die Schmiede und Kupferschläger. An oder außerhalb der Stadtmauer schließlich die übelriechenden Gewerbe wie Fellschaber und Gerber.
In der Medina von Tunis - einer der besterhaltenen der arabischen Welt - lässt sich dieses gewachsene städtische Ordnungsprinzip hervorragend beobachten. Die engen, labyrinthartigen Gassen sind nach Geschäftszweigen gegliedert und benannt. Die meist winzigen Räume, nachts von einem schweren Holztor verschlossen, dienen als Werkstatt und Verkaufsladen zugleich, der Händler sitzt auf einem Teppich inmitten seiner Waren, der Mützenmacher im Souk El-Chechia kämmt das filzige, rote Modell und verkauft es zugleich, Djellabahs werden in 1x2 m kleinen Räumen von flinken Fingern mit feinen Stickereien versehen.

Abseits der touristischen Hauptstraße bietet die Medina von Tunis dieses jahrhundertealte Bild noch immer dem Touristen, daneben besitzt sie gut 700 historische Bauwerke, darunter über 100 ehemalige Paläste reicher Kaufleute und Offiziere, 200 Moscheen, gut 100 Mausoleen sowie 40 Koranschulen und ist damit einzigartig in Nordafrika. Einige Moscheen können zwischen 8 bis 12 Uhr, außer Freitag, von Nichtmoslems besucht werden. Die zur Besichtigung freigegebenen Sehenswürdigkeiten kosten 1,600 TND Gebühr plus 1 TND für die Fotoerlaubnis, eine Karte berechtigt zum Eintritt in alle Bauwerke am gleichen Tag, sie ist z.B. am Eingang der Zitouna erhältlich. Deshalb am besten frühmorgens starten. Lediglich in den Straßen mit Souvenirgeschäften versuchen die Händler, Touristen in ihre Läden zu locken. Man sollte jedoch nicht nur die Hauptstraße Djamaa Ez-Zitouna ablaufen, sondern sich auch mal in die kleinen Gassen wagen, sie sind viel interessanter und typischer. Eine mit "Impasse" bezeichnete Straße ist immer eine Sackgasse, folgen Sie den "Rue's".

Medina-Rundgang
Das Tourismusbüro hat einen Rundgang zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten vorbildlich ausgeschildert, ein entsprechender Plan der Medina mit eingezeichnetem Rundweg und kurzer Erklärung der wichtigsten Bauwerke ist - in französischer Sprache - kostenlos bei den Informationsstellen erhältlich, zudem gibt es an den wichtigen Eingängen Übersichtstafeln, die Straßen sind sehr gut in arabischer und französischer Sprache beschildert. Das Problem der lästigen Schlepper, die eine Führung anbieten, die dann in einem Teppichladen endet, stellt sich somit nicht, die Altstadt von Tunis ist im Gegensatz zu den Medinas anderer nordafrikanischer Städte sehr geruhsam und ohne Belästigung zu durchwandern, auch Diebstähle sind eher selten. Das heißt jedoch nicht, dass man sein Geld nicht sorgsam verwahrt.
Ausgangspunkt ist der Place de la Kasbah. Von der alten Zitadelle blieb lediglich die Kasbah-Moschee bestehen, heute ist der mit Marmor gepflasterte Platz mit modernen Verwaltungsgebäuden bestückt. In dem parkplatzarmen Tunis ist dort noch am ehesten eine Parkmöglichkeit zu ergattern. In der Nähe liegt das an seinen zwei Kuppeln erkennbare, berühmte Sadiki-College, das 1874 von Mohammed es-Sadok Bey zur Ausbildung der jungen Elite gegründet wurde. Tatsächlich waren die meisten bedeutenden tunesischen Politiker und Intellektuellen auf dieser Schule und treffen sich noch immer in dem elitären Club der ehemaligen Schüler.
Am Place de Gouvernement ist der Dar El Bey (4) mit Türwächtern in goldglänzender Uniform. Dieses ehemalige Gästehaus und zeitweise Residenz der türkischen Statthalter wurde 1795 unter Mithilfe von marokkanischen und andalusischen Kunsthandwerkern errichtet und ist seit der Unabhängigkeit Sitz der Regierung. Die äußere Fassade ist schlicht, innen soll das leider der Öffentlichkeit nicht mehr zugängliche Gebäude von außerordentlicher Schönheit sein, die Zimmer an der Süd- und Ostseite des Patio sind besonders luxuriös eingerichtet. Der Rundweg biegt noch vor dem Dar El Bey - am Tourbet Laz - rechts ab. Ein Tourbet ist ein Grabgebäude für eine hochgestellte und verehrte Person, meist gekrönt von einer Kuppel, schlicht weiß oder mit grünen Ziegeln gedeckt. Am Aziza-Hospital vorbei sieht man schon von weitem das achteckige Minarett der Moschee Youssef Dey (5), 1616 am Rande des türkischen Souks errichtet. Das schlanke, spitz zulaufende Minarett mit einem Rundgang, von dem der Muezzin zum Gebet ruft, war das erste seiner Art in Tunis und inspirierte die nachfolgenden Baumeister. Youssef Dey erhielt dort mit einigen seiner Familienangehörigen seine letzte Ruhestätte.

Die Souks
Hinter der Moschee liegt links der erst Ende des 19. Jh. erbaute Souk El-Islam, der aber nie so recht angenommen wurde und meist Büros enthält. Der Circuit dagegen biegt rechts in den türkischen Souk Birka ab. Der von Youssef Dey (1610-1637) errichtete Souk wird heute von Juwelieren bevölkert. Dieser quadratisch angelegte Platz wird von einer zentralen Kuppel und einem lateralen Tonnengewölbe überdacht. In der Mitte befand sich eine Estrade aus Holz, auf der die zur öffentlichen Versteigerung angebotenen Sklaven vorgezeigt wurden. Beachtenswert sind die wunderschön bemalten Holzfassaden der Läden. Der weitere Weg trifft auf den Souk Leffa. Dort sind die großen Teppichgeschäfte Musée des Turcs, Maison d'Orient und Palais d'Orient in früheren Offiziers- und Kaufmannshäusern mit schön gekachelten Dachterrassen, die ehemals den Damen des Hauses zum ungestörten Aufenthalt vorbehalten waren. Vielfach wird man zum Besuch dieser Dachgärten aufgefordert, ein reizvoller Punkt nicht nur für Fotografen. Allerdings muss man sich anschließend die verschiedenen Teppiche erklären lassen und eine gute Ausrede suchen, um ohne Kauf wieder hinaus zu kommen. Doch ist das durchaus möglich. Die schönste Terrasse hat das Palais d'Orient mit einem alten französischen Kamin und Wandmosaiken mit Szenen aus dem Leben am Hof des Sultans. In den unteren Räumen steht ein goldverziertes Bett.
Dann stößt man auf den Souk des Etoffes (Stoffe). Dort gleich rechts um die Ecke ist die Medersa Mouradia. Die mouradistischen Beys, die die Deys abgelöst und eine erbliche Dynastie eingeführt haben, wollten die Herzen der Tunesier gewinnen, die tief im Inneren malekitisch geblieben waren. Mourad II., der Sohn des Hammouda Pacha, ließ deshalb aus politischen Gründen im Souk des Etoffes (Stoffe) diese Medersa für die malekitischen Studenten errichten (1673). Eine große, mit Nägeln beschlagene Tür, von einem breiten Marmorrahmen gesäumt, führt zu einem Hof, der mit Kalkstein gepflastert ist und von Galerien umgeben wird, die eine Säulenreihe bilden. Im ersten Stock wird eine Fenstergalerie von einer Holzbrüstung gesäumt. Heute lernen dort junge Handwerker ihr Gewerbe, der Eintritt wird gerne gestattet.
Der gedeckte Souk des Femmes geht bald über in die offene Handwerkerstraße Rue Tourbet El Bey. An der Ecke zur Rue Sidi Kaday El Houait ist der kleine Kuppelbau Msid El Koubba, die ehemalige Schule des Ibn Khaldoun. Etwas weiter folgt das mit mehreren grünen Kuppeln gekrönte Tourbet El Bey (6), Eintritt 1,600 TND. 9.30 - 16.30 Uhr, Montag geschlossen. Diese Grabstätte der Husseiniden-Beys - sie hatten Tunesien von 1706 bis zur Unabhängigkeit 1957 regiert - wurde 1762 im Stil eines orientalischen Palastes errichtet. Die vom Innenhof abgehenden Räume enthalten die Marmorsärge verschiedener türkischer Herrscher, ihrer Familienangehörigen und der treu ergebenen Hofbediensteten, das Mausoleum wurde bis 1945 genutzt. Eine steinerne Kopfbedeckung gibt den jeweiligen Rang an.
Der touristische Pfad führt nun durch stille Wohnstraßen. Beachtenswert sind die mit Nägeln verzierten Haustüren und die Türklopfer in Form einer Hand. Die "Hand der Fatima", benannt nach der Tochter des Propheten, ist ein oft verwendeter Glücksbringer. Etwas abseits der Straße, aber wiederum gut ausgeschildert, liegt das Volkskunstmuseum Dar Ben Abdallah (7) ), Rue Sidi Kacem, nahe Tourbet el Bey, Eintritt 1,600 TND. 9.30 - 16.30 Uhr, Montag geschlossen. Dieses ehemalige Patrizierhaus aus dem 18. Jh. kam 1875 in den Besitz von Mohammed Ben Abdallah, dessen Namen das Gebäude trägt. Nach der Unabhängigkeit richtete die Regierung darin ein Museum ein. Im Zentrum ein gepflasterter, quadratischer Innenhof mit Springbrunnen, umgeben von einem Bogengang mit herrlich gekachelten Wänden. Von dort gehen die einzelnen Räume ab, die reich dekoriert und im Stil der damaligen Zeit eingerichtet sind. Lebensgroße Puppen in Originalkleidung stellen Szenen aus dem Leben einer reichen Familie dar.
Der Rundgang biegt nun links in die Rue des Teinturiers (Färber) ab, dort ist die gleichnamige Moschee mit Koranschule, errichtet 1716 durch den Begründer der Husseinidendynastie. Traditionell hat jeder Souk seine eigene Gebetsstätte, damit die dort Beschäftigten ohne Schwierigkeiten der Verpflichtung zu den fünf täglichen Gebeten nachkommen können. Gleich an der Moschee geht ein Weg zum Dar Othman, einem der schönsten und ältesten Paläste der Stadt. Othman Dey (1594-1610) ließ sich diesen Palast für seinen persönlichen Gebrauch erbauen und lebte hier bis zu seinem Lebensende. Das Bauwerk zeichnet sich durch seine prunkvolle Fassade aus. Das Tor auf der rechten Seite wird von zwei übereinander angeordneten Oberschwellen überragt, die von einem Spitzbogen getrennt werden. Dieser wiederum wird von zweifarbigen Wölbsteinen gesäumt. Zwei kleine übereinander liegende Säulen aus Marmor flankieren symmetrisch die Fassade. Die Wände der Eingangshalle enden in einer Bogenreihe oberhalb der gemauerten Gesimse. Der Dekor der farbigen Keramik und des mit Skulpturen versehenen Stucks wird durch eine Verkleidung mit schwarz-weißem Marmor abgerundet. Ein Patio erstreckt sich zwischen zwei Säulengängen mit fünf Spitzbögen aus schwarz-weißen Wölbsteinen, geschützt von Säulen mit spanisch-maurischen Kapitellen. Diese Aneinanderreihung der Bögen setzt sich auf den beiden anderen Seiten des Hofs in zwei Zierbogenreihen fort.
Heute gibt es in der Rue des Teinturiers keine Färber mehr, es überwiegen Lebensmittelgeschäfte und Werkstätten, aber in einigen kleinen Nebengassen kann man noch gefärbte Wollstränge vor den Häusern trocknen sehen. Von der Färberstraße gleich in die nächste Straße links abbiegen und den Wegweisern durch schmale Gässchen folgen. So gelangt man zur Medersa Slimania mit einem von Säulen getragenen Vordach, die zu einem Komplex von drei aneinandergrenzenden Koranschulen gehört. Eine Medersa (Mehrzahl: Medressen) diente zum Studium des Koran und gleichzeitig zur Beherbergung der aus dem ganzen Land stammenden Schüler. Die Slimania wurde 1756 von Ali Pascha gegründet und trägt den Namen seines Sohnes, der von seinem Bruder vergiftet worden war. Sie dient heute sie wie die übrigen Medressen anderen Zwecken, ein Blick in den Innenhof mit den markanten, schwarzweißen Bogen und den rechts liegenden Gebetssaal ist jedoch gestattet. Der Eingang ist durch Kacheln mit Blumenmuster und mit einigen Steingesimsen verziert. Der rechteckige Hof wird von einer Spitzbogengalerie gesäumt, die auf Kalksteinsäulen mit voluten-verzierten Kapitellen ruht.
Gleich um die Ecke, im Souk des Libraires 27 (Buchhändlersouk), ist die von Ali Pascha 1752 erbaute Medersa El-Bachia. Das Innere enthält die Grabstätte des Ali Pascha, überragt von einer grünen Kuppel. Im überdeckten, mit rotgrünen Säulen geschmückten Durchgang ist die traditionsreiche Hammam Kachachine, in der Männer neben einem Dampfbad die Möglichkeit zu einer Massage haben, und das Café Kachachine, das den besten türkischen Kaffee der ganzen Medina braut, aromatisiert mit einem Schuss Jasminblütenwasser. Im Haus Nr. 11 schließlich die kleine Medersa du Palmier. Der Innenhof wird gesäumt von einem Säulengang mit Spitzbögen, die auf steinernen Säulen mit türkischen Kapitellen ruhen. Sie erhielt ihren Namen von einer in der Hofmitte wachsenden Palme, ist aber leider nicht zur Besichtigung geöffnet.
Der Souk des Libraires führt nun geradewegs zum Souk der Trockenfrüchte und zur Moschee Djamaa Ez-Zitouna (Ölbaum) (8), der Haupt- und Freitagsmoschee, zu besichtigen täglich 8 bis 12 Uhr. Die Grün-dung geht auf das Jahr 732 zurück, doch wurde 864 das alte Gebäude abgerissen, um einer neuen Moschee in den heutigen Ausmaßen Platz zu machen. Das Minarett wurde im 17. Jh. restauriert und 1894 auf 44 m erhöht. Aus einer einfachen Koranschule entwickelte sich im 13. - 15. Jh. unter den Hafsiden die nach Al Azhar (Kairo) und Karaouine (Fes) drittgrößte islamische Universität, deshalb waren Buchläden in ihrem Umkreis sehr wichtig. Heute liegt die Hochschule vor den Toren der Stadt, und es gibt nur noch wenige Lä-den, die Bücher mit wertvollen Ledereinbänden und Goldschrift anbieten. Die Djamaa Ez-Zitouna ist zur Besichtigung geöffnet, doch kann nur ein abgetrennter Teil des Innenhofs betreten werden, ein Blick von außen in den 15-schiffigen Gebetssaal mit kunstvoll geschnitztem Mihrab, von Hufeisenbögen überspannten antiken Säulen (viele stammen aus Karthago), einer prächtigen Holzdecke und den aus Italien stammenden Kristalllüstern wird gestattet.
Die Schmuckhändler haben nun dieses alte Bücherviertel erobert. Im Umkreis dieses wichtigen Touristenzieles finden sich viele Schlepper, die die herrliche Aussicht von den Dachterrassen der Teppichhäuser anpreisen und so Kunden gewinnen wollen.
Der touristische Rundweg lässt nun zwei Varianten zu. Die Rue Djamaa Ez-Zitouna führt direkt zur Porte de France und zum Boulevard Habib Bourguiba. Die Straße ist fest in der Hand der Souvenirhändler und Touristen. Dort wird man von jedem Händler angesprochen und in den Laden gelockt. Angeboten werden buntbestickte Kaftane, Leder-, Messing- und Holzwaren sowie Schmuck. Eine Besonderheit der Souks von Tunis sind einige Händler, die sich auf alte Stickereien und antike Fest- und Brautkleider spezialisiert haben. Selbst wenn man nicht an einem Kauf interessiert ist, sollte man sich diese feinen Stücke - teils mit winzigen Silberpailletten - einmal ansehen, heute findet man niemand mehr, der solche Handarbeiten ausführen kann, der Nachschub für diese Läden ist nicht mehr gesichert. Das Haus Nr. 14 nach Ende des gedeckten Souks ist eine ehemalige katholische Kirche aus dem 17. Jh. Die Porte de France (Bab Bhar) ist der einzige Über-rest der alten Stadtmauer, die einst die Medina umschloss und von den Franzosen niedergerissen wurde. Die zweite Straße, die von dort aus die Medina kreuzt, die Rue de la Kasbah, ist mehr Einkaufsstraße der Einheimischen und führt direkt zum Kasbah-Platz.

Souk Attarine
Die zweite Möglichkeit geht zurück zum Place de la Kasbah durch den Souk Attarine mit seinen tausendundeinen Wohlgerüchen. Schon an der Moschee sind zahlreiche Parfümerien, die Händler erklären die verschiedenen Düfte, ein kleines Fläschchen dieses Rohstoffs, der noch mit Alkohol vermischt werden kann, ist nicht teuer (handeln!). Der Souk Attarine prangt in den Farben weiß, rosa und hellblau. Die Körbe und Kissen aus mit Pailletten verziertem Satin gehören zu einem Hochzeitsfest unbedingt dazu. Die Familie des Bräutigams packt in einen solchen Korb die traditionellen Schönheitsmittel, die zur Vorbereitung der Braut notwendig sind, vor allem das glückbringende Hennah, ein grünes Farbpulver, mit dem auf Hände und Füße ein Rankenmuster aufgetragen wird, die Farbe wird nach einer mehrstündigen Einwirkzeit rot. Auf den Satinkissen wird diese Arbeit vollzogen, die Hände mit Tüchern umwickelt und in den passenden, großen Satinhandschuhen getrocknet. Die fünfarmigen Kerzen sollen dem jungen Paar Glück bringen, sie werden neben dem Brautbett platziert. Eine wichtige Rolle bei diesen Festen spielen die Parfümextrakte.
Fortsetzung ist der Souk Et-Trouk (Türkensouk), der jedoch heute fest in der Hand der von Djerba stammenden Souvenirhändler ist. Dort ist das hübsche, arabische Café M'Rabet, schon von außen an seinen rotgrünen Säulen zu erkennen ( Mein Tipp! Dort sauberste Toilette der Medina!). Auf Strohmatten sitzt Jung und Alt, schlürft Kaffee oder Tee mit Pinienkernen und raucht Wasserpfeife. Bemerkenswert die vielen einheimischen Liebespaare, die es auf dem Land nicht gibt. Das gleichnamige Restaurant im ersten Stock wird hauptsächlich von Touristen besucht. Täglich außer Sonntag werden bei Kerzenlicht tunesische Spezialitäten und Folkloremusik mit Tanzvorführungen geboten.
Vom Souk Et-Trouk empfiehlt sich ein kurzer Abstecher zur Rue Sidi Ben Arous mit dem Mausoleum des Sidi Ben Arous. Über Ben Arous, der als heilig gilt, gibt es viele Geschichten, so auch die über die Bekehrung eines Christen. Er baute - völlig allein - ein Haus und wollte die benötigten Steine mit Hilfe eines dünnen Bindfadens heraufziehen. Deshalb rief er vom Dach aus die vorbeigehenden Menschen an, ihm die Steine an den Bindfaden zu binden. Nur einer, ein Maltese, erfüllte ihm die Bitte. Er war so sehr davon beeindruckt, dass der dünne Faden das schwere Gewicht aushielt, dass er zum Islam übertrat und fortan sein Leben im Dienste des Heiligen verbrachte. Nach seinem Tod wurde er auf Wunsch von Ben Arous an dessen Seite in der Grabmoschee bestattet.
Tourbet Aziza Othmana befindet sich daneben in Impasse Ech-Chammaia Nr. 9. Die 1669 gestorbene Enkelin des Dey Othman, Prinzessin Aziza, wurde von der Bevölkerung sehr verehrt, da sie sich immer für die Ärmsten einsetzte. Am Ende ihrer Lebenstage schenkte sie allen Sklaven die Freiheit und stiftete ihre ganzen Güter für verschiedene wohltätige Zwecke. Ein Teil des Einkommens dieser Güter (Habous) war für den Kauf von Blumen vorgesehen. "Ich möchte, dass immer Blumen auf meinem Grab stehen", forderte die Prinzessin. Eine Stiege führt über einen langen Gang in ein dreiteiliges Mausoleum. In der Mitte befinden sich das Grab von Aziza Othmana und das ihres Großvaters, links die Gräber ihrer Diener und rechts das Totenzimmer ihrer Familie. Im mittleren Teil sind Wände und Boden mit mehrfarbigen Keramikarbeiten aus Kallaline reich verziert, die Kuppel wird von fein ziseliertem Stuck bedeckt. Gegenüber dem Eingang grenzt eine Zwischenwand aus Holz, die die Grundmauer ersetzt, die Zaouia Sidi Ben Arous ab. Nicht zur Besichtigung geöffnet.
Gleich daneben die Moschee Hammouda Pascha (9) von 1655. Diese türkische Moschee hat ein achteckiges Minarett mit Rundgang und enthält das mit einem grünglasierten Pyramidendach gekrönte Mausoleum des Hammouda Pascha. Eine Besichtigung ist nicht möglich, doch kann man durch die vergitterten Fenster in den Moscheehof mit schwarzweißen Bogen blicken. In dieser Straße werden die roten Kopfbedeckungen aus Filz verkauft, die in den gedeckten Nebengassen, dem Souk El-Chechia, hergestellt werden. Dort kann man den wenigen verbliebenen Handwerkern bei der Arbeit zusehen und die einzelnen Arbeitsgänge beobachten. Die nur vom Vater auf den Sohn übertragbare Zunft genoss großes Ansehen, bis das Gewerbe - schon in der Kolonialzeit - durch Billigimporte maschinell gefertigter Mützen schwer beeinträchtigt wurde.