Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Meknes

die unbekanntere Königsstadt

Die Provinzhauptstadt Meknes mit rund 536.200 Einwohnern ist eine der vier Königsstädte und liegt auf einer fruchtbaren Hochebene am Ufer des Flusses Boufekrane, der die Stadt genau zwischen Alt- und Neustadt durchschneidet. In der Umgebung liegt das wichtigste Weinanbaugebiet Marokkos, von den ausgedehnten Olivenplantagen kommt das beste Öl des Landes. Sehenswürdigkeiten gibt es allein in der Altstadt, die die Bereiche Medina, Mellah und Sultansstadt umfasst. Wenn man vom Hotel Ibis aus Richtung Altstadt fährt kommt man zum imposanten Bab Mansour. Daneben sind ausgedehnte, bewachte Parkplätze, wo man selbst mit einem Wohnmobil gut Platz bekommt.
Das Bab Mansour ist das größte und schönste Tor Marokkos. Es wurde von Moulay Ismail in Auftrag gegeben, aber erst unter seinem Sohn vollendet. Zum Bau wurden Marmorsäulen aus Volubilis verwendet. Es ist nicht zum Durchgang geöffnet, in den Räumen ist ein Artisanat untergebracht. Südwestlich hinter dem Tor liegt die Mellah, das einstige Judenwohnviertel. Meknes wurde einst das "Jerusalem Marokkos" genannt, es gab einmal 72 Synagogen, 1950 lebten in Meknes noch etwa 15.000 Juden.

Vor dem Bab Mansour liegt der große Platz el-Hedim, der sehr schön gestaltet ist mit grüngedeckten Türmchen. Auf der linken Seite, gleich vorne, ist der Eingang zu einer Markthalle. Sehenswert wie Obst, Gemüse, Datteln, Oliven und andere Lebensmittel dekorativ aufgeschichtet wurden. An der Nordseite des Platzes, genau gegenüber dem Bab Mansour, liegt der Dar Jamai, im 19. Jh. als Palast des Wesirs Jamai erbaut. Heute ist dort das Museum für Marokkanische Kunst. Neben Erzeugnissen des traditionellen Kunsthandwerks gibt es eine Sammlung von Koranhandschriften, sehenswert sind vor allem auch die sehr schön ausgeschmückten Räume (Museum für Marokkanische Kunst, 8.30 - 12, 15 - 18 Uhr, 10 DH, Tel. 035- 53 08 63). Durch den Bogen links vom Palast gelangt man in das Viertel der überdachten Souk-Gässchen, ein Bummel dort ist wesentlich angenehmer als in Fes oder Marrakech, man ist weniger auf den Fremdenverkehr ausgerichtet und ein Einkauf ist ruhiger und preiswerter.
Rechts vom Dar Jamai führt die Rue Sidi Amar zur Großen Moschee mit 12 Eingängen. Davor ist ein schöner mosaikgeschmückter Reinigungsbrunnen. In dem Sträßchen links liegt die Medersa Bou Inania, im 14. Jh. von den Meriniden erbaut. Noch bis zum Jahr 1964 wurde in der Hochschule für islamische Theologie und Recht unterrichtet, heute kann sie besichtigt werden (8 - 12, 14 - 18.30 Uhr, 10 DH). Im Mittelpunkt die kunstvoll ausgestaltete Halle mit dem Reinigungsbrunnen, dahinter und im ersten Stock gab es kleine Schlafräume für die Studierenden. Man kann die Terrasse besteigen und über die Dächer der Altstadt schauen.
Der Souk der Färber führt auf der Rückseite des Dar Jamai zu der Hauptstraße Souk Nejjarine. Das Gewerbe der Tischler ist selbst mit geschlossenen Augen an seinen wohlriechenden Hölzern zu erschnuppern. Linkerhand ist die Nejjarine-Moschee aus dem 12. Jh., die aber 1756 völlig umgestaltet wurde. In einer kleinen Gasse nahe der Moschee, für Fremde etwas schwer zu finden, werden täglich außer freitags um 16 Uhr von Frauen handgewebte Teppiche und Decken versteigert.
Geht man weiter nach links, stößt man auf das Bab Berrima und die gleichnamige Moschee aus dem 18. Jh. Hinter der Medinamauer links führt die lebhafte Geschäftsstraße Rue Sekakine (Metall- und Haushaltswaren), hinter der täglich eine Art Flohmarkt abgehalten wird, zurück zur Place el-Hedim, rechts geht die Rue Souk Bezzarin (Stoffhändler und Korbmacher) zum Bab el-Jedid. Von dort links weiter sind es nur wenige Meter zum Bab es-Siba. Hinter diesem Tor liegt inmitten eines Friedhofs die große Grabanlage eines für Meknes sehr wichtigen Heiligen, Sidi Mohammed Ben Aissa. Die Anhänger der von ihm gegründeten Aissaoua-Bruderschaft treten in ganz Marokko als Gaukler und Schlangenbeschwörer auf.

Sultansstadt
Einige Meter links vom Bab Mansour ist ein kleineres Tor, das die Autozufahrt zur alten Sultansstadt bildet, fünfmal größer als die Medina und von hohen, ehemals 40 km langen Mauern eingefasst. Eine Besichtigung macht man wegen der langen Wege besser mit dem eigenen Wagen oder dem Taxi, noch romantischer ist natürlich eine Kutschenfahrt. Um den Bau zu ermöglichen, ließ Moulay Ismail rigoros ganze Stadtteile abreißen, zehntausende von Sklaven, Soldaten und Gefangenen mussten diese monumentale Pracht aus dem Boden stampfen, doch ist außer den gewaltigen Mauern und dem Dar el-Makhzen nichts erhalten. Hinter dem Tor liegt zunächst der Platz Lalla Aouda, dort ist eine weitere bewachte Parkmöglichkeit zum Besuch der Medina, eher geeignet für kleinere Fahrzeuge. Südöstlich lag der Palast Dar Kebira, heute leider nicht mehr vorhanden, an dieser Stelle ist nun ein Wohnviertel.
Am rechten Ende des Platzes geht eine Straße zu den eigentlichen Sehenswürdigkeiten. Zunächst liegt auf der linken Seite der Wollmarkt, wo auch heute noch Schafwolle in großen Säcken zum Kauf angeboten wird. Hoch darüber ist das Restaurant Salma, wo man auf einer schönen Dachterrasse speisen kann. Der umzäunte Pavillon gegenüber, Koubbat el-Khyatine, diente früher zum Empfang ausländischer Gesandter, die zum Sklavenkauf kamen. Die Ware war gleich zur Hand, denn unter dem Gelände liegt das sogenannte Christengefängnis, aus dem Moulay Ismail auch seine Bauarbeiter rekrutierte. Die unterirdischen Gewölbe sind zur Besichtigung freigegeben, dort bekommt man eine Vorstellung von den riesenhaften Ausmaßen, es sollen zeitweise bis 60.000 Gefangene festgehalten worden sein. Im Areal vor dem Pavillon sind die Deckengewölbe zu sehen, für eine bessere Sicht wurden Luftlöcher herausgebrochen, die damaligen Opfer kannten diesen Luxus nicht. (Christengefängnis, 8 - 12, 14 - 18 Uhr, 10 DH)
Gleich hinter diesem Pavillon führt eine große Tür zum königlichen Golfplatz in den ehemaligen Sultansgärten. Durch das sehr modern wirkende Bab Moulay Ismail gelangt man zum prächtig ausgestatteten, neu restaurierten Mausoleum Moulay Ismails mit einer Moschee, in deren Vorraum auch Nicht-Moslems ein Blick gestattet wird. (Mausoleum Moulay Ismail, 8 - 12, 15 - 18 Uhr).
Hinter dem Bab er-Rih beginnt eine kilometerlange, schnurgerade Straße, die an beiden Seiten von mächtigen Mauern begrenzt ist. Auf der rechten Seite umschließen sie den nicht zugänglichen Dar el-Makhzen (Königspalast), der vom König bei seinen Besuchen in Meknes genutzt wird. Die Bauten stammen zum großen Teil aus dem 18. und 19. Jh. und wurden vor wenigen Jahren renoviert.
Die Straße stößt auf die Wasserfestung Borj el-Ma, eine beeindruckende Bastion, die den Sultanspalast zum Fluss hin absicherte. Rechts gelangt man zum Mechouar, dem alten Versammlungsplatz mit Zugang zum Palast und zur Hedrache-Kasbah. Das Tor Bab en Nouara führt zum Dar el-Ma (Wasserhaus) in dem Heri es-Souani. Dieser mächtige Gebäudekomplex speicherte in seinen riesigen Gewölben Heu und Getreide für die 12.000 Pferde Moulay Ismails und lohnt eine Besichtigung. Davor breitet sich die Gartenanlage Agdal aus mit einem riesigen Wasserbecken, das die Stadt mit Wasser versorgen sollte und als Reserve im Fall einer Belagerung diente. In diesem Garten lustwandelten die Frauen des Sultans.