Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Matmata

mit den berühmten Wohnhöhlen

Matmata ist der Hauptort (5.000 Einwohner) des gleichnamigen Berglandes und wichtige Station jeder Rundreise. Zunächst sieht man nur die Hauptstraße und einige Steinhäuser inmitten einer hügeligen Mondlandschaft mit verstreuten weißen Marabuts. Erst bei näherem Hinsehen erkennt man gleichmäßig runde Krater inmitten kleiner Erdhügel, die Wohnhöhlen oder Troglodyten der Berberfamilien. Die Wohnhöhlen bestehen aus einem zentralen, etwa 10 m tiefen, fast kreisrunden Innenhof, um den herum, stets zweigeschossig, mehrere Wohnräume, Vorratskammern, ein Gemeinschaftsraum und die Stallungen liegen, während sich im oberen Stockwerk - über vorragende Steine als Trittstufen oder nur mit dem Seil erreichbar - die Getreidespeicher befinden. Durch die Rinne wird das Getreide von oben eingeschüttet. Ein Tunnelgang führt von der Hangseite aus waagerecht zum Hof, in dessen Mitte sich eine Zisterne befindet. Dort stehen hohe, bauchige, aus Halfagras geflochtene Kornbehälter für den täglichen Gebrauch.
Im Hauptwohnraum gibt es mit geometrischen Mustern verzierte Regale und Bodenvertiefungen für Wasser- und Vorratskrüge, das Bett und auf Wandkonsolen glasiertes Tongeschirr. Jeder Wohntrichter hat mindestens fünf, sechs Räume, für die Eltern und die verheirateten Söhne mit Familie, so kommen oft über 30 Familienmitglieder zusammen. Allein um Matmata gibt es gut 500 solcher Troglodyten.

Die Kinder sprechen die Besucher an und bieten eine Besichtigung der elterlichen Behausung gegen einen Obolus. Oft werden drei und mehr Dinar gefordert, es ist aber zu bedenken, dass der Tagelohn eines Landarbeiters nur wenige Dinar bei 12 Stunden harter Arbeit beträgt und selbst das Bardo-Museum nur 3 D Eintritt verlangt. Die Einrichtung ist erstaunlich gemütlich, eine Besonderheit sind die heute selten gewordenen Möbel aus Reisig, die mit Gips verkleidet und weiß gekalkt werden. Wissenschaftler befanden das Wohnen in einer solchen Höhle als biologisch und angenehm, halten die Lehmwände doch im Winter schön warm und isolieren im Sommer gut gegen die Hitze. Die Herstellungskosten einer solchen Wohnung sind gleich null, wenn man die Arbeit außer acht lässt, doch wer es sich leisten kann, baut ein neues Haus mit Strom und Wasseranschluss. 1959 hat die Regierung an der Straße nach Gabes vor den Dahar-Bergen Matmata Nouvelle gegründet, mit Steinhäusern, Strom, Wasser sowie Schulen. Eine gute Seite des Tourismus ist, dass die Schönheit und Zweckmäßigkeit der alten Wohnformen wieder erkannt wird und etwas für den Erhalt der Troglodyten getan wird, nicht zuletzt mit Hilfe der Besichtigungsgelder.
Lebensgrundlage ist die Landwirtschaft, vor allem die Oliven. So haben einige Höhlen eigene Olivenölpressen, die den Besuchern gern gezeigt werden. Die Trockenheit der letzten Jahre hat der ganzen Region sehr zugesetzt, nur selten können noch Oliven geerntet werden, die Jugend wandert in die Städte des Nordens aus, Arbeitsplätze gibt es kaum.
Am Ortseingang von Gabes her ist auf der linken Seite eine Wohnhöhle, die als Museum eingerichtet wurde. Nahebei ist das Syndicat d'Initiative. Im Sommer findet eine Ausstellung von einheimischer Handwerkskunst statt, es werden Folklore und Reiterspiele gezeigt.