Allgemeines
Marokko ist so ein reizvolles, exotisches, interessantes Land, in dem ein Urlaub besonders erlebnisreich wird. Wichtig ist es aber, sich ein wenig zu öffnen und auf dieses Land einzulassen. Setzen Sie sich doch mal in ein Café zu den Einheimischen, die sehr freundlich und kontaktfreudig sind, und versuchen Sie, eine Unterhaltung in Gang zu bringen. Französische Sprachkenntnisse sind da aber leider nötig. Aber dann erfährt man, wie nett die Leute sind, wird sehr leicht zu den Familien eingeladen und lernt diese liebenswürdigen Menschen von einer anderen Seite kennen als nur als Händler im Souk, der unbedingt ein Geschäft machen will.
Ein häufiger Kritikpunkt von Marokkoreisenden ist die "Anmache", die sie dort oft erleben. Aber dafür möchte ich um Verständnis werben. Die Marokkaner sind offene, freundliche Menschen, sie kommen aus einem anderen Kulturkreis und gehen anders auf die Leute zu. Und genau das macht auch ihren Charme aus. Man findet diesen direkten Kontakt nur in bestimmten Regionen, in den Touristenmetropolen Marrakech und Fes sowie in den südlichen Oasen. Nicht jedoch im Norden, wo die Menschen nicht nur von Tourismuseinkünften leben, sondern in Landwirtschaft und Industrie arbeiten. Ob es nun die Region um Taza ist oder auch um Tafraoute oder in den Saharaprovinzen, diese "Anmache" ist dort nur selten zu finden.
Seit Jahren fahre ich allein nach Marokko und bekomme immer wieder den erstaunten Ausruf zu hören: "Allein? Wie mutig! Das ist doch viel zu gefährlich. Und langweilig."
All das stimmt nicht. In Marokko sind die Gefahren nicht größer als anderswo, die Schauermärchen von Frauen, die im Gewirr der Medina verschwinden, beruhen nicht auf Tatsachen. In der Kleidung sollte man sich jedoch etwas zurückhaltend zeigen. Mit knappen Shorts und winzigen Tops fordert man die Belästigung geradezu heraus. Keine Europäerin muss sich verschleiern, aber den Sitten des jeweiligen Ortes etwas anpassen. In Agadir ist offenherzige Kleidung noch geduldet, in Dörfern und vor allem im Fastenmonat Ramadan eine Herausforderung.
Und langweilig ist es auch nicht. Wohin ich auch komme, man ist interessiert, erkundigt sich nach dem Woher und Wohin und führt gerne Diskussionen über Europa. In keinem europäischen Land ist es so einfach, Kontakt zu den Menschen zu bekommen. Und als Frau hat man auch Zugang zu den Geschlechtsgenossinnen, die mich gerne in ihr Haus einladen, obwohl wir uns in dörflichen Gegenden nur mit Zeichen verständigen können.
Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Reise nach Marokko mit vielen unvergesslichen Erlebnissen.
Edith Kohlbach