Reiseinformationen Marokko - Mauretanien - Tunesien

Agadir

Größtes Seebad des Landes

Agadir liegt in einer weiten, geschützten Bucht mit einem zehn Kilometer langen und bis zu 200 Meter breiten Sandstrand, der sich wie ein großer Halbmond sichelförmig in die Bucht schmiegt, und ist mit seinen fast 30.000 Hotelbetten mit Abstand das größte Touristikzentrum des Landes. Ein Großteil der Bevölkerung lebt vom Tourismus. Von Bedeutung sind außerdem die fischverarbeitende Industrie, der Hafen, der zu den umschlagsstärksten des Landes gehört, und die Zementwerke im Nordwesten der Stadt. Die Provinzhauptstadt hat zusammen mit Inezgane und Ait Melloul etwa 678.600 Einwohner. Sie wurde nach dem verheerenden Erdbeben von 1960 an anderer Stelle völlig neu aufgebaut und bietet daher keine historischen Kulturdenkmäler.
Für Winterflüchtlinge und Standpunkt für Ausflüge ins Landesinnere mit abschließendem geruhsamem Badeaufenthalt ist die Stadt ein ideales Ziel, um den grauen, kalten Alltag für eine Weile hinter sich zu lassen. Der Atlantik ist ganzjährig konstant zwischen 18 und 22 Grad warm. Das völlig auf Touristen eingestellte Seebad hat ein mildes Klima - im Winter kaum unter 16°C, im Sommer selten über 27°C. Allerdings gibt es häufig bis zum Mittag Dunst und Nebel. Als ich Ende Mai vom weit über 30°C heißen Imouzzer in die Stadt kam, kühlte der Nebel die Temperatur auf gut 20°C.

Stadtbummel in Agadir

Einziges Relikt aus alten Zeiten sind die vom Erdbeben übrig gelassenen Reste der 1540 von Sultan Mohammed ech Cheikh auf einem 236 m hohen Hügel über dem Hafen errichteten Kasbah, von der aus er die Portugiesen belagerte. Moulay Abdallah erweiterte 1752 die Festung. Eine Tafel mit Inschrift in Arabisch und Holländisch erinnert an eine Handelsniederlassung von 1746. Der zwanzigminütige Aufstieg lohnt sich allein für den großartigen Ausblick auf die weite Bucht von Agadir. Ruhe hat man leider nicht, etliche Kinder und Jugendliche wollen ihr Geschäft mit den Touris machen.
Durchgangsstraße ist die breite Avenue Mohammed V, an deren westlicher Seite sich parallel zum 10 km langen Strand die Hotelzone mit Restaurants, Cafés und schicken Boutiquen entlang der Parallelstraße Boulevard du 20 Août anschließt. Nachtschwärmer amüsieren sich abends in drei Casinos und unzähligen Nachtclubs, Bars und Diskotheken. Auch der Komfort wird immer besser. Agadir hat in den vergangenen Jahren viel in den Tourismus investiert und kräftig modernisiert. Besonders am Founty Beach, dem neuen Ferienmekka südlich der alten Hotelzone, sind etliche moderne Hotelkomplexe mit futuristischen Swimmingpool-Landschaften entstanden. Agadir bietet alles, was der Strandurlauber sucht.
Orientalisches Flair wie in Marrakech und Fes sucht man hier vergebens. Rund ein Drittel aller Agadir-Reisenden hat derzeit Founty Beach als Ziel. An Abwechslung mangelt es nicht. Das Unterhaltungsprogramm reicht vom Kitesurf-Kurs über Jet-Ski, Paragliding und Kamelreiten am Strand bis zum folkloristischen Berberabend mit Tanz und Reiterspielen.
In den Supermärkten ist wirklich alles zu kaufen, deutsche Zeitungen sind überall erhältlich und jeder Geschäftsmann und das Hotelpersonal sprechen deutsch. Der Urlauber kann sich also wie zu Hause fühlen. An der Strandpromenade gibt es McDonald und Pizza-Hut. Wer jedoch im Sommer nach Agadir kommt muss sich darüber im Klaren sein, dass er den Strand mit den Einheimischen teilt, d.h. es ist sehr voll, ein ruhiges Nickerchen kaum möglich. Einige Hotels haben einen eigenen Liegebereich, aber der größte Teil ist öffentlich zugänglich. Es gibt abgeteilte Bereiche, in denen man bequeme Liegen unterm Sonnenschirm mieten kann (natürlich dicht an dicht), dort auch Bewirtung. Pro Liege etwa 15 – 20 Dirham. Viele der Hotels und Lounges am Strand haben nun schicke Tagesbetten mit Blick zum Meer aufgestellt, wo man bequem den Tag verbringen kann.
Die neue, geschwungene Strandpromenade zieht sich nun von der ebenso neuen Marina hin bis zum Königspalast. Der Marinabereich ist teils geöffnet, teils noch in der Fertigstellung. Hier gibt es internationale Boutiquen und schicke Restaurants. Ab der Marinaseite ist der Strand am breitesten und vollsten, hier war die erste Hotelzone entstanden, hier gibt es die meisten Läden und Restaurants. Richtung Founty Beach wird der Strand immer schmaler, erst in Founty selbst dann wieder breiter. Auch der Bau der Promenade hat ein wenig vom Sandstrand weggenommen, es hat sich aber doch gelohnt. Die gepflegte Promenade hebt die ganze Tourismuszone, vor allem auch, weil alles schön sauber gehalten wird, überall sieht man Straßenreiniger bei der Arbeit und Wächter passen auf, dass niemand etwas wegwirft. Neben dem Hotel Odyssee Park zieht sich zwischen Avenue Hassan II und Boulevard du 20 Août der Vogelpark hin. Vor allem für Kinder ein lohnenswerter Besuch, es gibt auch einen Spielplatz. Dort kann man nicht nur Vögel wie den Strauss und Papageien sehen, sondern auch Ziegen, Mouflons, Dorkas-Gazellen, Affen, ein Lama und sogar ein Känguruh. Geöffnet ist der Park von 11 bis 18 Uhr, der Eintritt ist frei. Direkt vor dem Park ist der Bahnhof der Bimmelbahn, mit der man eine Stadtrundfahrt machen kann. Preis für Erwachsene 18 DH, Kinder 12 DH.
Östlich der Avenue Mohammed V ist das Geschäftsviertel mit dem Uniprix-Supermarkt, der Stadtverwaltung, Post und Theater, eine Markthalle bietet frisches Obst, Fisch, Käse und Wurst in reichhaltiger Auswahl. Gegenüber dem Hotel Salam ist zwischen dem Theater und Chambre de Commerce in der Avenue Hassan II, Passage Ait Souss, das kleine Volkskunstmuseum Musée du Patrimoine Amazighe mit traditioneller Handwerkskunst untergebracht. Normalerweise ist das Museum täglich geöffnet, außer sonntags und an Feiertagen. Öffnungszeiten: 10 - 19 Uhr, Eintritt Erw: 10 Dirham. In der Rue de Marrakech ist eine Katholische Kirche mit regelmäßigen Gottesdiensten.
Wer Agadir preiswert erleben möchte, findet im Viertel Talborjt mit dem Platz Tamri im Mittelpunkt ansprechende Hotels und Restaurants, hier in der Nähe des Louage-Platzes ist immer ziemliches Leben. Nahebei ist der Ausstellungsraum des Centre Artisanal mit Festpreisen, dort kann man sich vor dem Feilin Souvenirläden über Preise informieren.
Der große, von einer rötlichen Zinnenmauer umgebene Soukplatz liegt etwa 3 km vom Stadtzentrum entfernt in der Avenue Abderrahim Bouabid. Geöffnet Dienstag bis Sonntag von 7 – 19.30 Uhr. Sonntag ist es besonders voll, da kommen die Bauern aus der Umgebung zum Einkaufen. Es gibt dort alles, auch Kunsthandwerk, doch dominiert dies nicht den Markt, der sich überwiegend an den Bedürfnissen der Einwohner ausrichtet.
Interessant ist der Besuch des Fischereihafens am Vormittag, wenn die Kutter von ihrer nächtlichen Fahrt zurückkommen und den Fang zur Versteigerung abliefern. Agadir ist der größte Sardinenhafen der Welt, die Fische werden direkt am Ort in Dosen konserviert und in die ganze Welt exportiert. Andere Fische werden in Kühllastern bis nach Europa transportiert. Doch wird auch ein Teil der Beute an Ort und Stelle gegrillt und auf langen Tischen preiswert serviert oder an Hausfrauen und Restaurantköche verkauft. Die Restaurants im Hafen waren früher ein Geheimtipp, gehören jedoch heute zu den teureren Lokalen.